Sudan: Krieg gegen die Revolution
Bericht und Auswertung von Veranstaltung sehe im Anhang:
German
Veranstaltung mit zwei Aktivist*innen aus Sudan
Montag, 29. Juli, um 18.00 Uhr in der OM10(Obere- Masch-Straße 10)
veranstaltet von: AK Asyl Göttingen
Die Veranstaltung findet auf englisch mit deutscher Übersetzung statt.
DEUTSCH_ENGLISH
Sudan: Krieg gegen die Revolution
Der seit April 2023 andauernde Krieg im Sudan erhält vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in der westlichen Öffentlichkeit. Dabei erreicht die humanitäre Katastrophe unermessliche Ausmaße: Hungersterben, Massentötungen, Massenvertreibungen, und sexualisierte Gewalt sind an der
Tagesordnung. In West Darfur droht ein Genozid durch die Paramilitärs.
Die Zivilgesellschaft und die Nachbarschaftskomitees, die es geschafft hatten, Diktator El Bashir zu
stürzen und unermüdlich eine demokratische Zivilherrschaft forderten, waren die ersten Ziele der
beiden Kriegsparteien Armee und Paramilitärs. Alles, was der Volksaufstand und die Revolution
geschaffen hatten, sollte vernichtet werden.
Für linke Graswurzelbewegungen ist die Revolution im Sudan wichtiger Bezugspunkt und Inspirationsquelle (gewesen). Gerade die Nachbarschaftskomitees und die zentrale Rolle der Frauenbewegung hatten eine Organisierung von unten geschaffen, die ihresgleichen sucht. In diesem
„Bürgerkrieg“ werden gerade diese Strukturen zerstört.
Dieser Bürgerkrieg wird auch noch von den verschiedensten Staaten befeuert, egal ob Russland,
China, Saudi-Arabien oder die EU – sie alle verfolgen ihre eigenen Interessen in diesem Krieg, nur
nicht die Interessen der Bevölkerung.
Die Zahl der Vertriebenen hat mittlerweile 8 Millionen Menschen überschritten. Rund 1,8
Millionen von ihnen sind über die Grenzen in die Nachbarländer geflohen, der größte Teil in den
Tschad, wo sie nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt werden können. Der Weg nach Ägypten
ist gefährlich und teuer. Erst Anfang Juni sind 50 Menschen bei 50 Grad Celsius auf diesem Weg
gestorben. Schutz in Ägypten gibt es auch nicht wirklich, sie werden einfach in den Sudan zurück
abgeschoben. Vorher werden sie noch in einem Netz geheimer Militärgefängnisse inhaftiert. Für
die Abschiebung müssen sie selber bezahlen, sonst bleiben sie in diesen Gefängnissen verschwunden. Dank der EU-Gelder für das sog. Migrationsabkommen, werden diese Pushbacks weiter
zunehmen.
Die Aktivist*innen werden über die Beziehung zwischen Revolution und Krieg sprechen, über die
Perspektiven für einen gerechten Frieden im Sudan und darüber, was internationale Solidarität
bedeuten kann, speziell von Deutschland aus.
English:
Sudan: war against the revolution
Monday, 29 July, at 18:00 in the OM10
AK Asyl Göttingen
The meeting will be held in english language but will be translated into german as well.
The war in Sudan, which has been going on since April 2023, receives comparatively little atten-
tion in the Western public. Yet the humanitarian catastrophe is reaching immeasurable proporti-
ons: starvation, mass killings, mass displacement and sexualised violence are the order of the day.
In West Darfur, there is a threat of genocide by the paramilitaries. Civil society and the neighbour-
hood committees, which had managed to overthrow dictator El Bashir and tirelessly demanded
democratic civilian rule, were the first targets of the two warring parties, the army and the parami-
litaries. Everything that the popular uprising and the revolution had created was to be destroyed.
For left-wing grassroots movements, the revolution in Sudan has been an important point of
reference and source of inspiration. The neighbourhood committees and the central role of the
women‘s movement in particular had created an organisation from below that was unparalleled. In
this ‘civil war’, it is precisely these structures that are being destroyed.
This civil war is also being fuelled by a wide variety of states, whether Russia, China, Saudi Arabia
or the EU – they are all pursuing their own interests in this war, just not the interests of the popu-
lation. The number of displaced people has now exceeded 8 million. Around 1.8 million of them
have fled across the borders to neighbouring countries, the majority to Chad, where they cannot
even be provided with the basic necessities. The journey to Egypt is dangerous and expensive.
Only at the beginning of June, 50 people died on this route in temperatures of 50 degrees Celsius.
There is no real protection in Egypt either, they are simply deported back to Sudan. Before that,
they are detained in a network of secret military prisons. They have to pay for their deportation
themselves, otherwise they remain in these prisons. Thanks to EU funding for the so-called migra-
tion agreement, these pushbacks will continue to increase.
The activists will talk about the relationship between revolution and war, about the prospects for a
just peace in Sudan and what international solidarity can mean, especially from Germany.
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