Die Situation im Frauengefängnis in Bushehr, Iran- Es ist ein Ort am Ende der Welt
Den nachfolgenden Beitrag haben wir von Sanaz erhalten.
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Es ist ein Ort am Ende der Welt:
Die Frauenabteilung Nasvan des Zentralgefängnisses von Bushehr. Als ich letztes Jahr in dieses Gefängnis geschickt wurde, wusste ich, dass mich eine vergessene Hölle erwarten würde. Aber die derzeitige Brutalität in diesem Gefängnis passte nicht einmal zu dieser Vorstellung. Da es ein Frauengefängnis ist, wird diese Anstalt unter brutalster Folter und unmenschlichen Bedingungen geführt.
Ich habe so viel wie möglich und wo immer ich konnte über das Grauen und die Brutalität dieses Gefängnisses geschrieben und berichtet. Es ist, als stünde man zwischen vier Mauern aus Stein und würde schreien. Ich wende mich an die, die Ohren haben um zuzuhören, die dem nicht gleichgültig gegenüberstehen. Ich will dieses Mal über die Gefangenen in Busheher sprechen, die leiden, deren Leben voller Unterdrückung und Gewalt ist.
Dieser Bericht (alle Namen geändert) zeigt in kurzen Szenen die Bedingungen, unter denen weibliche Gefangene in Bushehr leben.
1) Zahra ist eine afghanische Frau, die mit ihrem Kind vor den Taliban geflohen ist. Jetzt steht sie draußen im Zentralgefängnis von Bushehr während einer von den Wärtern organisierten symbolischen Beerdigung. Den Gefängniswärtern zufolge ist Ahmad, der in den Armen seiner Mutter ins Gefängnis gebracht wurde, ein Bastard. Zahras Kind wurde auf Anweisung des Anstaltsleiters in ein Totenhemd gewickelt, damit Ahmed Angst hat und nachts früh zu Bett geht. Zahra ist schockiert und sagt dass sie ihr Kind lieber selbst diszipliniert damit die Wärter nichts mit ihm zu tun haben. Sobald sie ihr Kind aus dem Totenhemd nimmt, greift sie es an und schlägt den Jungen.
2) Der Stationsleiter ist der Meinung, dass das Tragen von Unterwäsche obligatorisch sein sollte. Maeda weigert sich und will nicht, dass der BH Tag und Nacht angespannt ist. Die derzeitige Sozialarbeiter*in der Abteilung zwingt alle weiblichen Gefangenen, ihre Unterwäsche abzugeben, um sie zu bestrafen. Sie beschimpft die inhaftierten Frauen als Prosituierte. Sie droht ihnen, dass wenn sie sich nicht selbst ausziehen, sie dazu gezwungen werden und ihre Unterwäsche abgeben müssen. Vor den entsetzten Augen der anderen Gefangenen rissen sie Maeda die Kleider vom Leib nur weil sie ihre Unterwäsche nicht auszog. Die Strafe für die Verweigerung von Maeda wurde fortgesetzt. In der Warteschlange beim nächsten Durchzählen der Gefangenen wurden alle gezwungen, ihre Unterwäsche auszuziehen und ihre BHs und Unterhosen in den Müllsack in der Hand der Sozialarbeiter*in zu werfen. Von diesem Tag an war Unterwäsche wochenlang verboten, auch während der Menstruation.
3) Für das Baden der Gefangenen im Bushehr-Gefängnis gibt es bestimmte Zeiten. Sahar hat außerhalb der festgelegten Zeit ein Bad genommen, nun muss sie wegen diesen Vergehens vom Abteilungsleiter mitten in der Hof „gereinigt“ werden. Der Abteilungsleiter zieht Sahar im Hof aus und badet sie mit Hilfe der Sozialarbeiter*in mit Milch und Mineralwasser.
Der Abteilungsleiter veranlasst die Gefangenen, die Szene zu beobachten und sie mit Buhrufen zu beleidigen. Wenn sie die Augen davon abwenden wird ihnen das Recht zu telefonieren genommen. Dutzende von wütenden und erstaunten Augen starren auf den nackten und zitternden Körper dieser Frau. Wir alle denken wie einsam und hilflos wir sind.
4) Das Gesetz über den obligatorischen Hidschab für weibliche Gefangene in Bushehr wird in einem Maße durchgesetzt, das über das in einigen anderen Gefängnissen übliche Maß hinausgeht. Der Tschador und vollständige Hidschāb sind im Hof und auf den Flur vorgeschrieben. Eine weibliche Gefangene muss überall einen Hijab tragen, außer im Bett.
5) Amina kehrt aus der Haftanstalt zurück. Mehrmals wird sie trotz des Abschlusses der Ermittlungen und Verhören in die Untersuchungshaftanstalt verlegt, aber nicht für Befragungen. Sie wird den Beamten in Absprache mit dem Abteilungsleiter zur Erbringung sexueller Dienstleistungen übergeben. Viele Dinge die hier passieren werden in Absprache mit dem Anstaltsleiter erledigt, z. B. werden Frauen, die von ihrer Familie nicht finanziell unterstützt werden, zu den männlichen Insassen der Station für Mutʿa-Ehen geschickt.
Dies sind nur fünf der zwanzig Fälle, zu denen ich die Behörden bisher schriftlich und mündlich über die Frauenabteilung des Bushehr-Gefängnisses informiert habe. Ich habe keine andere Antwort als das Schweigen des Friedhofs erhalten.
Wer widerspricht, den tötet die Eskalation der Folter aus dem Hinterhalt; Drohungen den Genitalbereich vor allen Gefangenen zu untersuchen, die Gefangene* zu schlagen, sie unter Quarantäne zu stellen, sie durch Wärter*Innen zu verschleppen um sie zu misshandeln, Telefongespräche zu verbieten, Besuche abzulehnen und Urlaub zu streichen.
Im Kerker von Bushehr ist jeder Ungehorsam gegenüber den grausamen und unmenschlichen Befehlen der Gefängnisleitung gleichbedeutend damit, dass man in diesem Dreck, der weder eine Stimme noch ein Gesicht hat, immer mehr gebrochen wird.
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Nachtrag: Am 13.10.2021 wurde die iranische Aktivistin Sepideh Gholian verhaftet, weil sie in Tweets beschrieben hatte, wie Insassen der Frauenabteilung der Haftanstalt Bushehr den „grausamsten Formen der Folter ausgesetzt sind … und ihr Verbrechen ist einfach, dass sie Frauen und Gefangene sind.“