Iran: Elf Jahre Gefängnis für ein Buch

Kein Gefängnis ist besser als ein anderes, aber im Iran sind einige schlimmer, um mehr Druck auf die Gefangenen auszuüben, insbesondere wenn es sich um politische Gefangene handelt. Aus diesem Grund beschlossen
die Gefängnisbehörden, Arach Gandji am 31. August vom Evin-Gefängnis in das Radjai-chahr-Gefängnis zu verlegen. Außerdem brachten sie ihn in den dortigen Isolationstrakt. Doch wer ist Arach und warum sitzt er im
Gefängnis?

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Arach Gandschi ist ein Schriftsteller und Übersetzer und Mitglied des iranischen Schriftstellerverbands*. Die politische Polizei nahm ihn am 22.12.2019 in seinem Haus gewaltsam fest. Anschließend wurde er gegen eine hohe Kaution vor seinem Prozess, der im Dezember 2020 stattfand, freigelassen. Die Pseudo-Justiz der Islamischen Republik verurteilte
Arach wegen mehrerer Anklagepunkte zu elf Jahren Haft. Sein Anwalt erklärte jedoch, dass nur einer der Hauptgrund für seine Verurteilung gewesen sei, nämlich ein Buch über die Rojava-Revolution, die autonome
Rebellenregion im Norden und Nordosten Syriens, übersetzt zu haben.

Arach hat ein Buch übersetzt, dessen Titel auf Persisch lautet: „Kleiner Schlüssel zu einem großen Ziel, die Revolution in Rojava“. Das Buch enthält mehrere Texte, die von verschiedenen Schriftstellern verfasst wurden. Es erklärt die Revolution und die Methoden der Organisation. Das ist es, was den Unterdrückungsapparat der Mullahs erschreckt, der keine Texte duldet, in denen erzählt wird, wie die Menschen ihre Angelegenheiten selbst verwalten können. Aus diesem Grund hat Arach in den Augen des islamischen Regimes im Iran eine Tat „gegen die
Staatssicherheit“ begangen.

Die Schriftstellervereinigung des Iran veröffentlichte am 3. September eine Erklärung. Darin heißt es, dass Arach an einer Herzerkrankung leide. Seine Isolation werde diese verschlimmern. Durch seine Verlegung
sei er von seinen Angehörigen entfremdet, für die es schwieriger werde, ihn zu besuchen. Die Vereinigung erklärt, dass die Gefängnisbeamten beschlossen, Arach in ein anderes Gefängnis und in Einzelhaft zu verlegen, da aus dem Gefängnis in Evin ein Bericht in Form einer Tonaufnahme herausgekommen war, in dem die unmenschlichen
Haftbedingungen erläutert wurden. Obwohl Arach seine Rolle bei der Veröffentlichung des Berichts leugnete, nahm der Disziplinarausschuss des Gefängnisses ihn als Hauptanstifter an.

Verlegung und Isolationshaft bringen Arach zunehmend in Lebensgefahr, nur weil er ein Buch über eine Hoffnung veröffentlicht hat: Rojava, Revolution, Selbstverwaltung.

Nader Teyf
Le 04/09/2022