Rastlos gegen Rassismus

Die Wandzeitung »Migrantischer Widerstand im Hamburg der 90er Jahre« ermöglicht einen ermutigenden und beispielhaften Zugang zu migrantischer Geschichte. Die internationale Kunstfabrik Kampnagel im Backsteinstadtteil Jarrestadt, die autonome Rote Flora im hippen Schanzenviertel, das soziokulturelle Ensemble Gängeviertel in Hamburgs historischer Neustadt – drei Orte mit sehr unterschiedlichem Publikum. Der umtriebige Aktivist Gürsel Yıldırım hat überall seine Kontakte. Ohne irgendeine Institution im Rücken hat er es geschafft, eine sehr informative Ausstellung über die Proteste von Migrant*innen und Geflüchteten im ersten Jahrzehnt nach dem Anschluss der DDR an die BRD zu erstellen, die an diesen drei Orten gleichzeitig zu sehen ist. Die Kontinuität von rassistischer, antisemitischer und rechter Gewalt in Deutschland hat etwas Überwältigendes – sie scheint immer schon da zu sein, egal an welchem Ort, egal in welchem Jahrzehnt. Besonders für diejenigen, die wegen ihres Aussehens oder ihrer Herkunft als »anders« bezeichnet werden. Es sind durch die Jahrzehnte viele unerträgliche Ereignisse und Zustände, gegen die protestiert werden musste. Hoyerswerda, Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Lübeck, Grevesmühlen – und Hamburg, immer wieder auch Hamburg. In der Freien und Hansestadt terrorisierten Naziskingruppen auf offener Straße von ihnen zufällig ausgewählte Opfer, die sie als Ausländer, oft als Türken ansahen.

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