Ein Lager ist kein Zuhause, ein Lager ist kein sicherer Ort!
Am Sonntagmorgen (4.6.23) ist ein tödlicher Brand in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen in Apolda ausgebrochen. Ein achtjähriges Kind ist gestorben und es gibt mehrere Verletzte. Unsere Trauer ist mit der Familie des Kindes und allen Angehörigen, denen wir unser tiefstes Mitgefühl aussprechen. Wir sind entsetzt und stehen in voller Solidarität mit den Bewohnerinnen aus Apolda.
Stellungnahme zum Brand in der Geflüchtetenunterkunft in Apolda am
Sonntag, den 4.6.2023 und der darauffolgenden Evakuierung und Unterbringung der Betroffenen.
Vernetzung in Solidarität mit den Betroffenen vom tödlichen Brand
Erreichbar unter: seebruecke_erfurt@riseup.net
Mehr dazu im anhang:
Die Ursachen des Feuers in Apolda sind bislang nicht vollständig geklärt, aber die entsetzlichen Folgen des Brandes sind nicht nur ein Werk der Flammen, sondern auch das Ergebnis eines Staates und einer Gesellschaft, die Migration kriminalisiert, Menschen ihrer Autonomie beraubt und sie dazu zwingt, auf engstem Raum und unter schlechten Bedingungen in Lagern zu leben! Lager sind kein sicherer Ort, für niemanden! Die Lager in denen Geflüchtete in Deutschland untergebracht werden sind oft sanierungsbedürftig und ihrer Bauweise nach nicht dafür gedacht, dass dort z.T. hunderte von Menschen über Jahre hinweg wohnen. Gerade in Notsituationen wird das deutlich: Die Flure und Treppen sind oft zu eng für eine schnelle Evakuierung, es kommt notwendigerweise zu Gedränge und gefährlichen Situationen. Gerade für Familien mit jungen Kindern ist die Gefahr, in Notfallsituationen nicht schnell genug aus dem Haus heraus zu kommen, besonders groß. Gleichzeitig sind Menschen in Sammellagern einer besonderen Gefahr ausgesetzt: Die Lager bieten eine Angriffsfläche für faschistische Gewalt und gefährden die Sicherheit und das Leben der Betroffenen. Allein im letzten Jahr gab es in Deutschland ein Dutzend Brände in Geflüchtetenunterkünften. Neben Sachsen haben sich unter anderem auch Brandanschläge in Baden-Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern ereignet. Im Berliner Stadtteil Pankow starb im Januar dieses Jahres eine syrische Mutter nach einem Brandanschlag. 2022 gab es insgesamt 121 Überfälle, Anschläge, Sachbeschädigungen und tätliche Angriffe auf Unterkünfte für Geflüchtete. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg von 73%. Seit 2015 gab es 1.000 solcher Angriffe, von denen 120 Brandanschläge waren (Informationen von Ezra – Beratungstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen). Die rassistische Stimmungsmache durch die AfD, sowie Teile der CDU und der deutschen Medienlandschaft facht die in vielen Gegenden Deutschlands herrschende Pogrom-Stimmung weiter an. Auch in Apolda gab es Ende letzten Jahres, am 11.10.2022, einen Anschlagsversuch auf ein Lager für Geflüchtete. Ganz in der Nähe, am Bahnhof Stassfurt wurden zwei Tage vorher zwei zündfähige Sprengsätze gefunden, einer davon eingewickelt in eine Hakenkreuzfahne. Aber welche Konsequenzen wurden aus dieser offensichtlichen Gefahrenlage für die Geflüchteten in Apolda und thüringenweit gezogen? Nach dem Brand in Apolda am Sonntag Morgen zeichnet sich ein düsteres Bild: So waren zwar die ersten Kräfte der freiwilligen Feuerwehr bereits 9 Minuten nach Eingang des Notrufes um 4:57h vor Ort, jedoch berichten mehrere Bewohnerinnen unabhängig.