*Afghanistan: statt Evakuierung ermordet, verschleppt, verschollen*
Sehr geehrte Damen und Herren
Hallo!
Folgender Brief und dringender Aufruf ging an Politiker*innen und das
Auswärtige Amt.
Wir bitten um Veröffentlichung.
Mit freundlichen Grüßen, AK Asyl
akasylgoe@emdash.org
Sehr geehrte Damen und Herren
*Das Auswärtige Amt hat alle Namen von gefährdeten Personen, aber
trotzdem passiert nichts. Es wurde so lange gewartet, bis es für einen
Teil der Familie N. zu spät war. Das darf den anderen
Familienmitgliedern nicht auch passieren! Es muss jetzt etwas getan
werden! *
Holen Sie die Familie SOFORT aus Afghanistan raus!
Afghanistan: statt Evakuierung ermordet, verschleppt, verschollen
Im August 2021 wurde die Familie von Shoaib beim Auswärtigen Amt als
gefährdete Personen gemeldet. Das Resultat: 1 Bruder musste nach
massiven Drohungen seitens der Taliban fliehen, seine Frau wurde
ermordet und sein kleiner Sohn (6 Jahre alt) ist schwer verletzt
gestorben, 1 Bruder wurde von den Taliban verschleppt und ist seitdem
vermisst, 1 Bruder ist seit der Flucht verschollen, die Eltern und die
jüngste Tochter leben weiter versteckt in Afghanistan, 1 Bruder floh mit
seiner Familie in den Iran. Eine Familie wurde zerstört, weil das
Auswärtige Amt einfach untätig zusieht, wie die Taliban Menschen ermorden.
WANN TUN SIE ENDLICH ETWAS???
Farzad hatte (wie sein Bruder Shirzad) von 2017 – 2021 für die
afghanische Regierung im Sicherheitsbereich gearbeitet; zuvor hatte er
auch schon für die Amerikaner gearbeitet. Nach der Machtübernahme der
Taliban lebte er mit seinem Bruder in der Gegend von Herat in
verschiedenen Verstecken und schloss sich dem lokalen Widerstand gegen
die Taliban an. Die Taliban suchten ihn. Sie brachen mehrmals in sein
Haus ein, bedrohten und schlugen seine Frau, um ihn ausfindig zu machen.
Als er im Oktober 2021 für nur einen Tag seine Familie sehen wollte,
überfielen ihn die Taliban und verschlepptenihn. Sie hatten sein Haus
beobachtet. Seitdem fehlt jede Spurvon ihm. Seine Frau Zarghona und
ihr kleiner Sohn leben nun in permanenter Angst vor weiteren
Vergeltungsschlägen der Taliban und sind voller Sorge um ihren Ehemann
und Vater.
Sein Bruder Shirzad hatte von 2017 bis 2021 ebenfalls für die
afghanische Regierung gearbeitet. Gemeinsam mit Farzad lebte er
versteckt und schloss sich dem lokalen Widerstand an. Nachdem sein
Bruder von den Taliban verschleppt worden war, floh er auf Drängen der
Familie mit seinem jüngeren Bruder Idris im Dezember aus Afghanistan.
Seine Frau und sein kleiner Sohn blieben in Herat. Anfang Januar spielte
sein kleiner Sohn im Hof vor der Wohnung, seine Mutter wusch im Hof
Wäsche. Das Tor zum Hof wurde aufgerissen und eine Handgranateauf die
beiden geworfen. Die Mutter starb sofort, der kleine Sohn wurde
schwer verletztund starb wenig später an den Verletzungen im Krankenhaus.
Shirzad und Idris flohen zunächst in den Iran. Da die Situation im Iran
auch sehr prekär und unsicher ist (viele afghanische Geflüchtete werden
direkt wieder nach Afghanistan abgeschoben) wollten beide weiter in die
Türkei fliehen. Shirzad gelang die Flucht in die Türkei. Idris wurde
unterwegs von ihm getrennt und ist seitdem vermisst.
Shirzad ist jetzt in Istanbul und weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Er weiß noch nichts vom Tod seiner Frau und seines Sohnes, das würde ihn
umbringen. Auch die Türkei schiebt Geflüchtete wieder nach Afghanistan
zurück. Doch dort droht ihm mit Sicherheit der Tod.
Der Vater von Farzad und Shirzad, Ghulam Yahya, arbeitete 30 Jahre langfür das Internationale Rote Kreuz, bis zum Januar 2022. Auch er
wurde beim AA als gefährdet gemeldet. Außerdem wurde das IRK
angeschrieben mit der Bitte um Hilfe. Die Antwort war: Wir können leider
nichts tun, aber „wir möchten gerne mit unseren ehemaligen Mitarbeitern
in Kontakt bleiben, die sich unter den aktuellen Umständen bedroht
fühlen“. Das ist einfach nur zynisch. Sie leben jetzt mit der jüngsten
Schwester (unverheiratet) ebenfalls versteckt. Jeden Tag wird es
schwieriger. Auch Ghulam hat schon Drohnachrichten von den Taliban bekommen.
Shoaib, der mittlere Sohn, gelangte 2015 nach Deutschland. Er hatte die
Formulare für seine Familie im August 2021 an das Auswärtige Amt
geschickt. Er hat auch mehrmalsdort angerufen. Einmal hatte er sogar
jemanden am Telefon: Sie müssen warten, wurde ihm gesagt, und „jetzt
sind gerade Wahlen, das müssen wir erstmal abwarten“. Das ist einfach
nur beschämend!
Sie haben so lange gewartet, bis es für einen Teil der Familie zu spät war. Das darf den anderen Familienmitgliedern nicht auch passieren! Es muss jetzt etwas getan werden! Holen Sie die Familie SOFORT aus Afghanistan raus!
Alle haben Pässe und Tazkiras, auch wenn die Pässe inzwischen abgelaufen
sind. Es sollte also kein Problem sein, ihnen ein Visum zu erteilen.
Warten Sie nicht, bis noch mehr Familienmitglieder von den Taliban
ermordet werden. Wir wissen (!), dass die Taliban sich an ganzen
Familien rächen, warum ignorieren Sie das immer noch?! Helfen sie BITTE
den übriggebliebenen Angehörigen. Sie brauchen den Schutz in einem
sicheren Ort in Deutschland. In Afghanistan sind sie alle in großer
Gefahr. Das ist nur eine kleine Entschädigung für die Familie.
Wir erwarten umgehend Aufnahmezusagen und Vorschläge, wie die Familie evakuiert werden kann.
Hochachtungsvoll
Für den Arbeitskreis Asyl Göttingen