Jin Jiyan Azadî as in Free Palestine



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Deutsch:

Jin, Jiyan, Azadî wie in Free Palestine


Wir, die Unterzeichnenden, die wir uns seit einem Jahr für Jin Jiyan Azadî einsetzen, fordern ein Ende des Völkermords, rufen zu einem sofortigen Waffenstillstand auf und bekunden unsere Solidarität mit der Menschen in Palästina und ihre Befreiungskampf.
Wir sind voller Wut, Schmerz und Trauer anngesichts des Genozids, den die Besatzungstruppen des Staates Israel an den Palästinenser*innen, insbesondere an den Bewohner*innen von Gaza und der Westbank verüben.Wir sind zutiefst entsetzt über die rassistische, entmenschlichende Sprache und die hasserfüllte Rhetorik in den westlichen Medien. Wir erkennen und verurteilen auf das Schärfste die Rolle dieser Medien bei der anhaltenden Gewalt in Palästina. Wir trauern um die unzähligen Menschen, die in dieser tragischen Zeit ihr Leben verloren haben, und sind uns bewusst, dass keine Worte und keine Erklärungen,die verlorenen Leben Wiederherstellen können.
Jedoch sind wir der festen Überzeugung, dass die gegenwärtigen Umstände sofortige und dringende Maßnahmen erfordern, um den anhaltenden Völkermord zu stoppen und die systematische Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung durch Siedlerkolonialismus und Apartheid zu beenden.
Mit dieser Erklärung möchten wir nicht nur unsere Unterstützung für den Kampf für das Recht auf ein würdiges „Leben“ und die Forderung nach Befreiung von allen Formen der Gewalt zum Ausdruck bringen, sondern auch unsere Mitkämpfer*innen im Aufstand von Jin Jiyan Azadî einladen, diesen Kampf anzuerkennen und ihn mit dem Kampf des palästinensischen Widerstands für das Recht auf Land, Leben und Zugehörigkeit zu verbinden – ein Kampf für Selbstbestimmung und körperliche Autonomie, den wir als Feministinnen mit unserer Stimme unterstützen müssen. 
i) Wir wenden uns an unsere palästinensischen Genoss*innen:
Als Menschen, die in der politischen Geographie namens „Iran“ und unter dem Joch des patriarchalischen und mörderischen Regimes der Islamischen Republik gelebt haben, kennen wir Gewalt in ihren vielfältigen Formen, von den offensichtlichen bis zu den unmerklichen.  Wir, insbesondere diejenigen von uns, die durch die staatliche Repression in der Islamischen Republik zu „Anderen“ gemacht und damit entmenschlicht wurden, wissen, wie strukturelle staatliche Gewalt uns machtlos macht. Auch diejenigen von uns, die in der Diaspora als „Andere“ abgestempelt und entmenschlicht wurden, sind mit den vielfältigen und komplexen Formen staatlicher Unterdrückung und Gewalt vertraut, die unsere Existenz bestimmen und verwunden.
Als Feminist*innen wissen wir, dass der Kampf für die Befreiung unserer Körper  mit dem kollektiven Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus verbunden ist, egal ob wir vom Iran, vom globalen Norden oder von Palästina aus kämpfen. Wir wissen, dass die Systeme der Unterdrückung miteinander verwoben sind und dass es daher notwendig ist, unsere Kämpfe zu verbinden. Es gibt keine Befreiung, die nur für „mich“ gilt und es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht für uns alle gilt. 
Wir haben die Lektion des Widerstands und der Solidarität gegen Unterdrückungssysteme von denen gelernt, die in Palästina unter israelischer Besatzung auf die Straße gehen, von unseren Genoss*innen in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban und von unseren kurdischen Geschwistern in Rojava.  Generation für Generation haben wir durch diese Kämpfe gelernt, dass Widerstand eine tägliche Praxis ist. 
Wir möchten daran erinnern, dass unsere feministischen palästinensischen Genoss*innen in den ersten Tagen der Jina-Bewegung ihre unerschütterliche Unterstützung für unser Kampf nach Befreiung zum Ausdruck brachten. Wir erinnern uns, dass sie dabei die Hand der Islamischen Republik bei der Ausbeutung des Freiheitskampfes der Bevölkerung in Palästina erkannten.
Diese Verbindungen erinnern uns daran, dass Solidarität kein einseitiger oder selektiver Weg ist, sondern eine reale politische Praxis, die besagt: „Keiner von uns ist frei, bis wir alle frei sind“.
Wir wissen, dass der Weg zur kollektiven Befreiung nicht über die Entscheidung zwischen falschen Dualitäten wie „globaler Imperialismus/Islamische Republik“, „israelische Kolonialherrschaft/Hamas als reaktionäre Kraft“, „Antisemitismus/Pro-Palästina“ führt, sondern über die Abschaffung dieser Binaritäten insgesamt. Wir wissen, dass der Weg zur kollektiven Befreiung nicht über die Entscheidung zwischen falschen Dualitäten geht: „globaler Imperialismus/Islamische Republik“, „israelische Kolonialherrschaft/Hamas als reaktionäre Kraft“, „Antisemitismus/Pro-Palästina“ führt, sondern über die endgültige Abschaffung dieser Binaritäten.  Jahrelang wurde uns eingeredet, wir hätten nur die Wahl zwischen dem „Schlimmen“ und dem „Schlimmeren“. Heute sagen wir laut und deutlich „Nein“ zu diesen Binaritäten, die uns präsentiert werden: Wir sagen ein für alle Male  Nein zur Unterdrückung und Repression in all ihren Formen. 
Wir lernen von euch und eurem Widerstand die Lehren des „Lebens“, der „Freiheit“ und der „Menschlichkeit“ und kämpfen gemeinsam für eure – unsere – Befreiung. 


ii) An unsere Genoss*innen des revolutionären Aufstandes von Jina: 

„Jin, Jiyan, Azadî“ war unser Aufruf, das Leben zurückzufordern, indem wir unsere Körper zurückerobern. Ein Aufschrei der Wut aus unseren verletzten und unterdrückten Körpern im Streben nach einem „Leben“, das uns nicht aufdiktiert wurde. Eine Gelegenheit, sich etwas anderes vorzustellen und das Vermächtnis der Freiheitskämpfer fortzuführen, die vor uns kamen.

Letztes Jahr konnten wir die „Revolution“ vom verrotteten, patriarchalen „Revolutionsdiskurs“ der Islamischen Republik zurückerobern. Wir haben die „Revolution“ neu definiert, sie durch die Tiefe unserer kollektiven Stimmen verkörpert und sie mit unseren feministischen Werten und Visionen verbunden. Und der Name Jina wurde zum Schlüssel dieser “Revolution”.
Heute ist es unsere Pflicht, einen ähnlichen Weg für das palästinensische Recht auf Selbstbestimmung und ein Leben in Würde zu beschreiten und es aus dem Diskurs der Islamischen Republik zurückzuholen. Es ist unsere Pflicht, den Befreiungskampf in Palästina als Teil des feministischen und antikolonialen Diskurses und als Essenz des Jina-Aufstands anzuerkennen. 
Feministische Solidarität mit Palästina bedeutet nicht, sich den konstruierten Narrativen der Islamischen Republik anzuschließen, sondern eine legitime und notwendige Rückbesinnung auf die Ideale der „Freiheit“ und das Grundrecht auf „Leben“.

Es ist eine Solidarität, die uns im Gegensatz zu den Erzählungen der Staaten von oben mit dem palästinensischen Volk von unten verbindet. Vergessen wir nicht, dass die israelische Besatzung Palästinas und der palästinensische Freiheitskampf vor der Existenz und der Machtergreifung der Islamischen Republik im Iran stattfanden. Der palästinensische Freiheitskampf beginnt weder mit der Islamischen Republik noch wird er von ihr definiert. Wir müssen die Ketten der Islamischen Republik auf der einen Seite und der nationalistischen und rechtsextremen Kräfte im Iran, insbesondere der Monarchist*innen in der Diaspora auf der anderen Seite, in Bezug auf Palästina zurückweisen und uns von ihnen befreien. 

Lasst uns unsere miteinander verflochtenen Schicksale erkennen und einen Weg zu einer echten transnationalen feministischen Solidarität mit unseren Kamerad*innen in Palästina finden.
Wir rufen Jin Jiyan Azadî – zu Tausenden und zu Millionen – für die Freiheit unserer Körper, unserer Träume und unseres Schicksals.

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Englisch:

Jin, Jiyan, Azadî as in Free Palestine
We, the undersigned, who have been pleading for Jin Jiyan Azadî in the last year, demand an end to genocide, call for immediate ceasefire, and express our solidarity with the Palestinian people and their liberation struggle.
As we witness genocide being perpetrated by the Israeli state’s occupying forces against Palestinians, overwhelmingly the people of Gaza, as well as the residents of the West Bank, we are filled with anger, pain and devastation. We are deeply troubled by the racist, dehumanising language and hate speech casually broadcasted by the Western media, which has complicitly facilitated the ongoing violence. Sitting in an unspeakable grief for the countless lives and voices lost during this tragic period, we recognise that mere words and statements cannot restore the lives that we mourn. We firmly believe that the present circumstances demand immediate and urgent action to halt the ongoing genocide and end the systematic oppression of the Palestinian population under settler-colonialism and apartheid.
In addition to expressing our firm support for the Palestinian people in their quest for the fundamental right to “life,” and demand for “freedom,” the purpose of our statement is to extend an invitation to our comrades in the Jin Jiyan Azadî uprising to recognise and connect our struggle to that of the Palestinian resistance in its fight for the right to land, life, and belonging, and as such, a fight for self-determination and bodily autonomy which, as feminists, we must lend our voices and support to. 
i) To our Palestinian comrades, we say:
As individuals who have lived in the political geography called “Iran” and under the yoke of the patriarchal and criminal regime of the Islamic Republic, within the broader racist capitalist world order, we know violence in its multifaceted depiction, from its plain to imperceptible forms. We, especially those of us who have been labelled as the „other“ and dehumanised by state repression in the Islamic Republic, are acquainted with the ways in which structural state violence renders us disabled. Those of us who have been labelled and dehumanised as the „other“ in the diaspora, are familiar with the multiple and intricate forms of state repression and coloniality that govern and violate our existence. As feminists, we know that the struggle for women’s liberation is bound to the collective struggle against capitalism and imperialism, whether we are fighting from Iran, the Global North, or Palestine. We discern you as comrades and companions in our pursuit of “life” and “freedom.”
We believe that just as systems of oppression are intertwined, it is imperative that we link and unite our struggles. There is no liberation that only knows how to say “I” and there is no freedom unless it is for all of us. We have learned the lesson of resistance and solidarity against systems of oppression from those who take to the streets in Palestine under Israeli occupation, our‌ comrades in Afghanistan under Taliban rule, and our Kurdish sisters in Rojava. Generation after generation, we have learned resistance as a daily practice through the Palestinian struggle. We remember fondly that in the early days of the Jina movement, our feminist Palestinian comrades expressed their unwavering support , and recognised the Islamic Republic’s hand in exploiting the Palestinian people’s struggle for freedom. These connections remind us that solidarity is not a one-way or selective path, but a true declaration of “none of us are free until all of us are free”.
We know that the path to collective liberation is not through choosing between false dichotomies such as “global imperialism/Islamic Republic government,” “Israeli colonial rule/Hamas reactionary force,” “anti-Semitism/pro-Palestine,” but through the dismantling of these binaries altogether. For years, we have been made to believe that our only option is to choose between the “bad and worse.” Today, we say a loud and clear “no” to the false binaries presented to us, and stand against oppression and repression in all its forms. We learn the lessons of “life,” “freedom” and “humanity” from you and your resistance, and we will fight shoulder to shoulder with you until Palestine is free.
ii) To our comrades of the revolutionary Jina uprising, we say: 
“Jin, Jiyan, Azadî” was our call to reclaim life through reclaiming our bodies. A roar of anger from our violated and oppressed bodies in pursuit of “life” not as it has been dictated to us. An opportunity for imagining otherwise, continuing the legacy of those freedom fighters who came before us. In the past year, we have been able to reclaim “revolution” from the rotten and patriarchal “revolutionary” discourse of the Islamic Republic. We reclaimed “revolution,” embodied it through the depths of our collective voices and redefined it through our feminist values and desires. Jina, deciphered “revolution”: Jin Jiyan Azadî.
Today, it is our obligation to walk a similar path in relation to the Palestinian struggle and to reclaim it from the discourse of the Islamic Republic. It is our duty to recognise the struggle for Palestinian liberation as part of the feminist and anti-colonial discourse and essence of the Jina uprising. Feminist solidarity and resistance with Palestine does not mean aligning with the constructed narratives of the Islamic Republic, but a rightful and necessary contemplation on the ideals of “freedom” and the fundamental right to “life.” It is a solidarity that, in opposition to the narratives crafted by states, from above, weaves us to the Palestinian people, from below. Let us not forget that the Israeli occupation of Palestine, and the Palestinian struggle for freedom, predates the Islamic Republic’s existence and hold of power in Iran. The Palestinian struggle for freedom neither begins nor is defined by the Islamic Republic. We must reject and free ourselves from the shackles of the Islamic Republic on the one hand, and the nationalist and far-right Iranian forces, especially monarchists in the diaspora, on the other, in relation to Palestine. Let us recognise our intertwined destinies and forge a path towards true transnational feminist solidarity with our dear comrades in Palestine.
We chant Jin Jiyan Azadî – in our thousands, and in our millions – for the freedom of our bodies, desires and destinies, until Palestine is free!
Note: this is a close but not literal translation of our statement in Farsi. This is because we want to acknowledge and speak to the plurality of lived experiences across languages and geographies among feminists in the Jina Revolution.

in Verschiedenen Sprachen:

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