GERECHTIGKEIT FÜR KARIMA BALOCH
DEMONSTRATION ZUM GEDENKEN AN DIE FEMINISTIN UND AKTIVISTIN FÜR EIN BEFREITES BELUTSCHISTAN
Samstag 18. Dezember 2021 // 15:00 Uhr // Wilhelmsplatz Göttingen
Der anhaltende Kampf um die Emanzipation Belutschistans hat ein weiteres Opfer gekostet! Belutschistan versucht seit vielen Jahren, sich die Unabhängigkeit vom unterdrückenden pakistanischen Staat zu erkämpfen. Anders als Kurdistan liegt Belutschistan, das Land der Belutschinnen, zwischen der iranischen Hochebene und dem Subkontinent. Das historische Land wurde von den Briten in den 1800er Jahren in drei Teile geteilt. Nachdem die Briten den Subkontinent verlassen hatten, erlangte Belutschistan die Unabhängigkeit. Der neu entstandene Staat wurde durch Pakistan illegal besetzt, woraufhin ein Krieg für die Befreiung Belutschistans aus der pakistanischen Besetzung begann, der bis heute andauert. Der Kampf für die belutschische Befreiung braucht weiterhin Aufmerksamkeit und Unterstützung! Denn die Aktivistinnen (und ihre Familien und Freund*innen) werden weltweit vom pakistanischen Geheimdienst mit dem Tode bedroht.
Oft werden diese Morddrohungen zur Realität, meist folgen sie einer ganz „typischen“ Chronologie: eine Person verschwindet – ihre Leiche wird gefunden – die Umstände des Todes bleiben ungeklärt. Auch der jüngste Fall entspricht diesem Schema: Karima Baloch wurde am 21. Dezember 2020 in Toronto, Kanada, tot aufgefunden.
Karima Baloch war eine Verfechterin der Rechte von FLINTA und eine Aktivistin für die Befreiung Belutschistans. Sie war eine herausragende Persönlichkeit in der Bewegung für ein unabhängiges Belutschistan, dem Land der indigenen Gesellschaft der Belutsch*innen.
Letztes Jahr, am 21. Dezember, verschwand Karima. Sie hatte ihrem Mann gesagt, dass sie spazieren gehen wolle. Einen Tag später wurde ihre Leiche im Ontariosee in Kanada gefunden.
Nachdem sie ein Leben lang Verfolgung und Leid ertragen musste, floh Karima Baloch 2015 aus Pakistan und beantragte Asyl in Kanada. Im Jahr 2016 wurde sie von der BBC in die Liste der 100 inspirierendsten und einflussreichsten Frauen aufgenommen.
Auch in Kanada wurde sie von der mächtigen Lobby der pakistanischen Nationalisten in der kanadischen Regierung schikaniert. Die kanadische Regierung ermittelte gegen sie wegen Terrorismus, und ihr Asylverfahren wurde verschoben, um sie am Reisen für ihren Aktivismus zu hindern. Schließlich hatten die kanadischen Behörden keine andere Wahl, als ihr Asyl zu gewähren.
Durch ihre Reden, ihren Aktivismus und ihren Mut hat Karima Baloch Tausende von Menschen, vor allem FLINTA, ermutigt und inspiriert. Karimas Tod ist der zweite Fall im letzten Jahr, in dem eine belutschische Aktivistin im Exil unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.
Sajid Hussain, eine weitere wichtige Stimme des Widerstands in Belutschistan und Herausgeber der Balochistan Times, lebte in Schweden. Im April 2020 verschwand er plötzlich und wurde tot in einem Fluss in Uppsala, Schweden, gefunden. In den ersten Tagen nach seinem Verschwinden ignorierte auch die schwedische Polizei seinen Fall zunächst komplett. Als später seine Leiche gefunden wurde, stellte die Polizei nicht nur den Fall ein, sondern erklärte auch, dass es bei Sajids Tod nicht um einen Kriminalfall handelte, da seine Leiche zu stark verwest war, um Beweise zu sichern. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass der pakistanische Geheimdienste hinter beiden Fällen stecken, sehr hoch.
In Gedenken an Karima wollen wir auch erinnern an und aufmerksam machen auf die mörderische Repression gegen politischen Aktivist* innen weltweit, das Nichthandeln und Wegschauen von politischen Ermordungen, Femizide, Kämpfe gegen Kolonialismus und Unterdrückung und um Emanzipation, Sichtbarkeit und internationale Solidarität.
Karima hat tausende Menschen mobilisiert und anhand ihrer Ermordung werden viele Facetten globaler Repressionen sichtbar.
Kein Vergeben, kein Vergessen. Karima lebt in unserem Widerstand und unseren Herzen weiter. Wir fordern Gerechtigkeit und eine vollständige Aufklärung ihres Todes.
Internationale Solidarität muss Praxis werden – lasst uns gemeinsam kämpfen.
Schließt euch an an, bringt Freund*innen mit, bringt Kerzen und Blumen mit.