Ein Flüchtlingserlebnis mit Rathaus Angestellte
Es war um acht uhr morgens. Mein Handy klingelte mehrmals. Ich hätte rangehen können, aber weil ich gestern bis 2 Uhr nachts gearbeitet habe, ließ ich es erstmal klingeln. Ich war jetzt wach, aber lag noch im Bett.
Mein Handy klingelte erneut, jetzt schaffte ich es abzunehmen.
„Hallo…?“
Ah, ein Freund von mir hatte eine Ablehnung bekomen. Er hatte einen Brief bekommen und erzählte, dass er nicht weiter in Deutschland bleiben kann. Er hatte große Angst und bat mich um Hilfe.
Die schlechte Neuigkeit hatte mich jetzt komplett aus dem Schlaf geholt. Ich bin ins Bad gegangen und habe schnell mein Gesicht gewaschen. Wegen meines eigenen Termins im Rathaus musste ich mich beeilen. Ich habe mich auf den Weg zum Rathaus gemacht und wollte direkt zu meiner Sachbearbeiterin. Ich habe an ihre Tür geklopft, aber sie hat die Tür nicht geöffnet, obwohl ich ihre Stimme gehört habe. Ich habe vor der Tür gewartet, obwohl ich einen Termin mit ihr hatte. Während des Wartens kamen mehrere Flüchtlinge und warteten auch auf ein Gespräch.
Nach einer halben Stunde öffnete sie die Tür. Sie hatte offensichtlich schlechte Laune. Die Wartenden wollten mit ihr reden, doch sie hat uns gesagt, dass wir noch warten müssen. Sie ist zurück in ihr Büro gegangen und hat die Tür geschlossen. Nach 15 Minuten ist sie wieder rausgekommen und hat erklärt, dass sie es heute nicht schafft und das wir zu ihrer Kollegin gehen sollten.
Nach kurzem Suchen habe ich ihre Kollegin gefunden. Diese wollte sich aber auch nicht stören lassen und hat eine Viertelstunde mit Kollegen über die Kaffeequalität in der Kantine debattiert. Sie hatte mir aber zumindest versprochen, dass wir nachdem sie eine Zigarrette geraucht hat, reden könnten.
Nach weiteren 10 Minuten kam sie wieder zu mir. Sie hat mich nicht in ihr Büro gebeten, sondern auf dem Flur gefragt, was ich brauche. Ich sagte, dass ich eine WG gefunden habe.
Daraufhin sagte sie mir, dass ich gar keine Wohnung haben darf, weil ich eine Ablehnung bekommen habe. Ich erwiederte, dass ich auch arbeite und die Wohnung selber bezahlen kann. Daraufhin hat sie mir gesagt, dass ich doch einen Platz in einer Unterkunft hätte. Ich fragte sie also darauf hin, ob sie sich vorstellen kann für eine Nacht in der Unterkunft Schützenanger zu übernachten. Darauf antwortete sie: „Nein, aber ich bin ja auch kein Flüchtling.“
Nach 15 Minuten Diskussion habe ich sie aufgefordert mir den Bescheid, dass ich keine Wohnung haben darf, schriftlich zu geben. Daraufhin meinte sie, wenn ich genug Geld verdiene um die Wohnung zu bezahlen, solle ich da einziehen.
Auf dem Weg vom Rathaus nach Hause mache ich mir Gedanken: auch wenn ich bis zur Hochschulzugangsprüfung deutsch gelernt habe, kann ich mir nie sicher sein, ob ich nicht abgeschoben werde. Dieses System betrifft nicht nur mich, sondern alle Flüchtlinge.
Vor meiner Haustür wartete mein Freund schon auf mich um über seine Ablehnung zu reden.