Stellungnahme zu Song „Jin Jiyan Azadî“ von Mal Élevé

Hier ist Neuigkeiten: Wir danke Gruppe Mal Élevé & Team auf unsere kritik schnell reagiert habenb und uns geantwortet.

unter ist Antwort von Gruppe Mal Élevé & Team und zweite teil ist Antwort von ak asyl an Gruppe.

Von: Die Bude <info@diebude.berlin>
An: akasylgoe@emdash.org
Hallo Zusammen,
da wir mehrere Mails mit dem gleichen Betreff zum Song „Jin Jiyan Azadi“ bekommen haben, antworten wir in einer Mail an Euch alle (in bcc).
Vorab erstmal vielen Dank, dass Ihr unsere Songs so kritisch hört und uns Feedback gebt.
@ Asyl AK: Grundsätzlich hätten wir es besser gefunden, wenn Ihr uns erstmal kontaktiert bevor Ihr dies öffentlich postet.
Unsere Antwort hat ein paar Tage gebraucht, da wir sowohl mit Ima Ghafouri aka TrixtStar, unseren Freund:innen aus der Iranischen Diaspora und einigen WomanLifeFreedom-Gruppen mit denen wir zusammen arbeiten in den Austausch gehen wollten. Diese Stimmen zu hören und dadurch zu verstehen, worauf genau Eure Kritik abzielt und welche Hintergründe sie hat war für uns wichtig. Wir stecken in den Auseinandersetzungen innerhalb der Protestbewegung zugegebener massen nicht drin und waren von den Vorwürfen erstmal geschockt.
TrixStar hat uns gegenüber klar gestellt, dass sie explizit hinter dem feministischen und queeren Anspruch der Revolution steht sowie die royalistischen und patriarchalen Strömungen und deren Versuche die Revolution zu vereinnahmen komplett ablehnt. Sie hat immer wieder den kurdischen Ursprung des Slogans „Jin Jiyan Azadi“  betont.
Hier ihre Antwort:
„Ich bin im Iran geboren und als Säugling mit meinen Eltern vor dem Krieg nach Deutschland geflohen. Ich bin hier aufgewachsen, ohne religiöse oder kulturelle Ketten. Sowohl in meiner Musik als auch in meinem Beruf stehe ich für Gleichberechtigung, freie Entfaltung der eigenen Identität und gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung.
Ich habe Ende letzten Jahres einen Song „Freedom for Iran“ rausgebracht und in Interviews schon früh Bezug darauf genommen das meine Worte „Zan Zendegi Azadi“ aus dem Kurdischen „Jin Jihan Azadi“ kommen und es auf Konzerten in allen Sprachen gesagt, um den Kern zu verbreiten.
Ich schreibe die Texte auf Farsi mit meiner Mutter, da Sie die Sprache besser spricht als ich. Beflügelt von der ersten Revolution der Frauen weltweit wollte ich alle einbeziehen, auch die Männer die mit auf die Straße gehen. Und deshalb habe ich die Worte „Mard, Mihan, Abedi“ gewählt so wie Shervin Hajipour und die Menschen im Iran die es getwittert haben und die Student;innen, die es gerufen haben. Ich kann verstehen, dass dies sensible Worte sein können, finde aber, dass der Kontext dazu beachtet werden muss!
Wenn diese Worte nun von fraglichen Konterrevolutionären Gruppen übernommen wurden, muss man überlegen ob man es zukünftig nochmal so sagen würde. Aber ich stehe zu meinen Worten, weil sie nicht aus einem Nationalistischen oder Sexistischen Impuls, sondern aus der Liebe alle einzubeziehen die auf die Straße gehen entstand. Das Wort „Vaterland“ kommt in keinem meiner Texte vor. Hier bitte ich euch, in Zukunft richtig zu übersetzen, wenn ihr kritisches Feedback gebt.“
Eure Mails haben uns auf jeden Fall gezeigt, dass wir in Zukunft bei Songs, deren Inhalte über unseren ganz direkten deutschen Kontext hinausgehen, mehr politische Sensibilität an den Tag legen müssen. Dafür nochmal vielen Dank!
Mit solidarischen Grüssen,
Mal Élevé & Team

Antwort von AK Asyl an Gruppe Mal Élevé

Von: akasylgoe@emdash.org
An: Die Bude <info@diebude.berlin>

Hallo liebe Mal Élevé & Team,

danke für eure Antwort. Es tut uns leid wegen der Veröffentlichung und
wir nehmen die Kritik gern an – wir hätten uns direkt bei euch melden
sollen.
Aber nochmal zum persischen Text von Ima Ghafouri:
Der Text „Mard, Meyhan, Abadi“ wurde letztes Jahr für kurze Zeit gerufen.
Aber der starke Charakter revolutionärer Frauen*, Queers und anderer hat
sich mit diesem patriarchalen Text auseinandergesetzt und so war er kaum
wieder auf iranischen Strassen zu hören. Später haben Monarchist*innen
und Nationalist*innen diesen Slogan übernommen, haben ihn in der
Diaspora im Ausland auf die Strassen gebracht. Egal aus welchen Gründen
diese Parole benutzt wird, steckt ein Männer dominierter und
patriachaler Charakter dahinter.
Ima behauptet, dass das Wort Vaterland nicht in dem Text vorkommt. Aber
der Text lautet: „ich opfere mich für Iran“. Auch wenn das Wort
Vaterland nicht vorkommt, sind wir trotzdem der Meinung: wer sich mit
Nationalismus auseinandergesetzt hat, wird zwischen „ich opfere mich für
Iran“ und Vaterland keinen Unterschied machen, und sich sofort von
beiden Aussagen distanzieren und in Zukunft nicht mehr wiederholen.
Sorry nochmal, dass wir uns nicht direkt bei euch gemeldet haben wir
wünschen euch viel Power.

Solidarische Grüße

Hallo liebe Genoss*innen,
wir haben den Song „Jin Jiyan Azadî“ von Mal Élevé gehört. Der Text hat
viele sexistische, nationalistische, und rassistische Inhalte, die nicht
mit einer grenzenlosen Solidarität mit Frauen, Queers, Transpersonen und
anderen Minderheiten übereinstimmen. Deswegen haben wir einen
Protestbrief formuliert(sehe bitte Anhang). Wir möchten euch bitten als
Gruppe oder Personen den Text an Mal Élevé zu schicken. Oder
schreibt euren eigenen Protestbrief.
Solidarische Grüße, 

AK Asyl Göttingen
transnationales Bündnis Göttingen 

Hier Protestbrief im Anhang:

Hier sind Kontaktadresse von Mal Élevé:

felix@diebude.berlin

info@diebude.berlin

https://www.instagram.com/mal_eleve/

https://www.facebook.com/maleleve

Hier ist Protestbrief:

Lieber Mal Élevé und weitere Sänger*innen, 

wir sind eine transnationale Gruppe, die gerne eure anti-nationalistischen, antifaschistischen Lieder hört. Wir freuen uns, dass du und viele andere Mitsänger*innen euch für weltweite Solidarität mit Geflüchteten  einsetzt und ihr damit für eine Welt ohne Grenzen, Ausbeutung und Sexismus steht. 

Wir haben euren Song „Jin Jiyan Azadi“ in Solidarität mit der Frauen*bewegung gehört, leider sind wir als Linke sehr sehr entsetzt.

Die iranische Sängerin (Ima Ghafouri ), die mit euch singt, bringt in ihrem Rap rassistische, nationalistische und sexistische Inhalte rüber, die nicht der Forderung der Frauenbewegung , Queers und Transpersonen entspricht.

Sie singt in diesem Lied ein Stück auf Farsi, das wie folgt lautet: „Janam fedaei Iran“ heißt: „ich opfere mich für mein Vaterland Iran“  und zweiter Satz  von ihr: „Ich singe für Dich“ (für dich heisst fürs Vaterland): Mard, Meihan, Abadi“, was auf Deutsch bedeutet: Männer, Vaterland, Aufbau (gemeint sind Männer als Symbole der positiven Helden, gut geeignet, um Landbewirtschaftung und Entwicklung herbeizubringen).

Diese Inhalte, die diese iranische Sängerin in eurem Lied vorträgt, entstanden letztes Jahr im Iran im Rahmen der Aufstände nach der Ermordung Jinas zwischen  Revolutionär*innen und einem konterrevolutionären Prozess. 

In Reaktion auf die Jin Jiyan Azadi Aufstände versuchten Monarchist*innen sowohl auf den Strassen im Iran, als auch im Ausland, die revolutionäre, antipatriarchale Forderungen von Millionen Menschen auf solche rassistischen, nationalistischen Helden- Parolen, wie sie in eurem Lied gesungen werden, zu reduzieren. An dieser Stelle fordern wir die iranische Sängerin Ima Ghafuri dazu auf, solche nationalistischen Ausdrücke in ihren Texten zu stoppen.   

Die Parole „Jin Jiyan Azadî“ wurde weltweit auch von konservativen Nationalist*innen, über iranische Monarchist*innen bis hin zu westlichen Politiker*innen aufgegriffen und in einer verkürzten ‚liberalen‘ nationalistischen Form ihres revolutionären Inhaltes beraubt und dann so repräsentiert wie in dem genannten Lied. 

Nationalismus und Rassismus haben im Iran seit Jahrhunderten bis heute Tradition. Reza Schah, Begründer der Dynastie-Pahlawi, kam 1925 mit Hilfe des britischen Imperialismus an die Macht, führte eine rassistische ethnische Säuberung gegen Millionen Kurd*innen, Araber*innen, Belutsch*innen, Lorischen Bevölkerung, Türkeman …… durch und so seine Macht etabliert und einen Nationalstaat mit persisch-arischer Kultur durchgesetzt. Er hat sich mit einer „arischen Herrenrasse“ und dem Faschismus Deutschland identifiziert.

Wir haben dir unser Anliegen mitgeteilt, damit du Bescheid weisst und die iranische Sängerin Ima Ghafuri kritisierst sowie dich von solchen Sänger*innen distanzierst und Haltung zu den vorgebrachten Inhalten beziehst.

Mit freundlichen Grüßen,