Schickt uns in den Tod !

Ich bin 27 Jahre alt, studiere derzeit an der Universität Göttingen Medizin und bin ein afghanischer Flüchtling.

Ich möchte Ihnen kurz von meinen Empfindungen und die meiner Mitflüchtlingen, die ich durch persönliche Gespräche in Erfahrung bringen konnte, erzählen.

Das Wort Angst, hat für mich und für viele afghanische Flüchtlinge derzeit eine Große Bedeutung.

Es ist nicht nur die Angst beispielsweise

Wir kriegen Panik mitten im Schwimmbad, manchmal erinnert es uns an die Flucht in Mittelmeer. Die Nächte verbringen wir mit tausenden von Albträumen, die uns an das Leben und die Flucht aus Afghanistan erinnern.

Viele von uns hassen das Grüne, weil es uns an die Wälder an der Grenze von Türkei und Bulgarien erinnert.

Das sind nur einige der Ängste, die uns tagtäglich begleiten. Ich erzähle Ihnen das nicht, um Ihr Mitleid zu wecken, sondern um Ihnen zu zeigen, dass für uns Flüchtlinge trotz der fürsorglichen Aufnahme in Deutschland keine Normalität jemals möglich sein wird. Zu den Ängsten die wir aus der Vergangenheit tragen, kommt hier in Deutschland nun die Angst, aus dem Frieden rausgerissen und zurück in die Hölle, die wir einst Heimat nannten geschickt zu werden.

Die große Frage, die sich jeder geflüchtete stellt ist WARUM?

Ich bin vor nun 2,5 Jahren nur mit einem Rucksack nach Deutschland gekommen.

Wir wurden mit Essen versorgt, Ihr habt uns Stift und Heft in die Hand gegeben, sowie Bücher zum Lernen. Mit viel Geduld habt Ihr uns eure Sprache gelehrt und viele von uns haben es heute geschafft hier Schulen und Universitäten zu besuchen. Jedoch mussten wir leider auch feststellen, dass man als afghanischer Flüchtling im Ranking an letzterer Stelle steht und auch dem entsprechend behandelt wird. Ein Flüchtling 5. Klasse! Der deutsche Bürger hat uns aufgenommen, das deutsche System hat es uns jedoch schwer gemacht. Ich beziehe mich dabei auf Punkte wie die längere Verweilzeit in Ankunftszentren, im Vergleich zu anderen Flüchtlingsländern spätere Zugänge zu Integrationskurse, sowie schwierigere Zugänge zu Wohnmöglichkeiten.

Ich habe nichts gegen meine Brüder und Schwestern von anderen Kriegsländer, aber Krieg ist Krieg und Flüchtlinge sind Flüchtlinge. Wieso diese Diskriminierung und wieso wir weiterhin Angst geschürt?

Gehört die drohende Abschiebung als Abschreckung zum Willkomenspaket dazu?

Es ist eine Qual, die physische und psychische Auswirkungen auf jeden einzelnen von uns hat.

Ist der Sinn und Zweck dahinter uns voran zu treiben und uns zu erwerbstätigen Menschen „erziehen“?

Soll es potenzielle Flüchtlinge abschrecken? Wenn ja, wäre es in meinen Augen sinnlos, denn solange die politischen Machthaber die geostrategische Lage unseres Landes ausnutzen, wird es weiterhin Flüchtlinge geben.

 

Was bedeutet die Abschiebung zurück nach Afghanistan?

In erster Linie bedeutet es, der Verlust der Menschenrechte, der Meinungsfreiheit, der Freizügigkeit und der Religionsfreiheit. Dieser Punkte spiegeln ebenfalls Fluchtgründe meiner Mitflüchtlinge wieder, denn es gibt in Afghanistan keinen sicheren Ort mehr.

Schluss damit!  Entweder Ihr schickt uns in den Tod oder lasst uns leben.