Kolonialismus made in Göttingen – Vergangenheit in der Gegenwart
Doku-Film:
Heute, am Donnerstag, den 15. September 2022 kommen Dr. Ngondi Kamatuka von der Ovaherero Genocide Foundation aus den USA und Herero-Aktivist Israel Kaunatjike aus Berlin nach Göttingen, um zum Südwestafrikadenkmal zu sprechen. Das Treffen und Interviews mit den beiden finden im Rahmen eines Filmprojektes statt, das die koloniale Vergangenheit in und um Göttingen aufarbeiten will.
Das Südwestafrikadenkmal wurde 1910 aufgestellt, um die deutschen Soldaten zu ehren, die im Krieg gegen und Genozid an Ovaherero und Nama gefallen sind und ist schon oft kritisiert worden. Für die Opfer des Genozids hingegen gibt es kein Denkmal oder Ehrung.
Namibia wurde als Deutsch-Südwestafrika von Deutschland unterdrückt und ausgebeutet. “1904 –1908 gipfelte die Wut über die wirtschaftliche, gesundheitliche und politische Schwächung der Lokalbevölkerung in einem großen Widerstandskrieg gegen die Deutschen. […]” Unter General Lothar von Trotha nahm der Krieg eine brutale Wendung. Aus dem in Göttingen stationierten 2. Kurhessischen Infanterie-Regiment Nr.82 [5] meldeten sich über 100 Göttinger nach Aufrufen im Göttinger Tageblatt freiwillig, um als Soldaten in DSWA zu kämpfen. 42 von ihnen wurden tatsächlich rekrutiert, was 5% der deutschen Truppen dort entsprach. Mit dem mehrfach verkündeten Ziel, das Volk der Herero zu vernichten, ließ von Trotha nach der gewonnenen Schlacht am Waterberg alle Überlebenden in die Omaheke Wüste treiben und alle Wasserstellen besetzen. Der Großteil der Hereros wurde erschossen oder verdurstete in der Wüste. Die Überlebenden, denen die Flucht in die Nachbarländer nicht gelang, wurden in sogenannte „Konzentrationslager“ gebracht. Kurz darauf brachen auch im Süden, Osten und Westen von Namibia (Guerilla-)Kriege anderer Bevölkerungsgruppen […] aus. Der Krieg wurde erst 1909 für beendet erklärt.
[Anschließend] wurden nach dem Krieg zahlreiche Internierungslager für die besiegten Männer, Frauen und Kinder errichtet. Ein Großteil dieser starb dort an den Folgen von unwürdigen Lebensbedingungen, Zwangsarbeit, physischer und sexueller Gewalt oder Krankheiten. Weiterhin kam es zu willkürlichen Erschießungen und Hinrichtungen. Auch die in Namibia verteilten Missionsstationen errichteten Lager. Vermutlich kam die Hälfte aller Häftlinge dort ums Leben. Insgesamt starben von 1904–1909 groben Schätzungen zufolge 35.000 – 65.000 [von insgesamt 80.000damals lebenden] Herero und 10.000 [von insgesamt 20.000] Nama, ganze Familien und Bevölkerungsgruppen wurden ausgelöscht.” (http://www.goettingenkolonial.uni-goettingen.de/index.php/orte/die-deutschen-kolonien/deutsche-kolonie-suedwestafrika) Auch San und Damara wurden zahlreich durch die deutschen Truppen getötet.
Das Filmprojekt von Göttingen Postkolonial will nun zur kolonialen Aufarbeitung beitragen und sucht Unterstützung durch ein Crowdfunding. Das Projekt ist auch Teil von “WirWunder” der Sparkasse Göttingen in Kooperation mit betterplace. Vom 15.-17. September verdoppelt die Sparkasse alle Spenden bis 50 Euro.
Mehr Infos: www.goettingen-postkolonial.de/filmprojekt
Jetzt teilen und spenden: https://www.wirwunder.de/projects/110961?wirwunder=54
English:
Today, Thursday, September 15, 2022, Dr. Ngondi Kamatuka from the Ovaherero Genocide Foundation from the USA and Herero activist Israel Kaunatjike from Berlin will come to Göttingen to talk about the Southwest Africa Memorial. The meeting and interviews with the two are taking place as part of a film project that aims to come to terms with the colonial past in and around Göttingen.
The Southwest Africa Monument was erected in 1910 to honor the German soldiers who died in the war against and genocide of Ovaherero and Nama and has often been criticized. In contrast, there is no monument or tribute to the victims of the genocide.
Namibia was oppressed and exploited by Germany as German South West Africa. „In 1904 -1908, anger over the economic, health and political weakening of the local population culminated in a great war of resistance against the Germans. […]“ Under General Lothar von Trotha, the war took a brutal turn. From the 2nd Kurhessian Infantry Regiment No.82 [5] stationed in Göttingen, more than 100 Göttingen citizens volunteered to fight as soldiers in DSWA after appeals in the Göttinger Tageblatt. 42 of them were actually recruited, which corresponded to 5% of the German troops there. With the repeatedly proclaimed goal of annihilating the Herero people, von Trotha had all survivors driven into the Omaheke Desert and all water points occupied after the Battle of Waterberg was won. The majority of the Hereros were shot or died of thirst in the desert. The survivors who did not manage to escape to neighboring countries were taken to so-called „concentration camps“. Shortly thereafter, (guerrilla) wars of other population groups […] also broke out in the south, east and west of Namibia. The war was not declared over until 1909.
[Subsequently], numerous internment camps were established after the war for the defeated men, women and children. A large number of these died there as a result of undignified living conditions, forced labor, physical and sexual violence, or disease. Furthermore, there were arbitrary shootings and executions. The mission stations distributed throughout Namibia also set up camps. Probably half of all prisoners died there. In all, according to rough estimates, 35,000-65,000 [of a total of 80,000then living] Herero and 10,000 [of a total of 20,000] Nama died from 1904-1909; entire families and populations were wiped out.“ (http://www.goettingenkolonial.uni-goettingen.de/index.php/orte/die-deutschen-kolonien/deutsche-kolonie-suedwestafrika) San and Damara were also killed in large numbers by German troops.
The film project of Göttingen Postcolonial now wants to contribute to the colonial reappraisal and seeks support through crowdfunding. The project is also part of „WirWunder“ by Sparkasse Göttingen in cooperation with betterplace. From September 15-17, the Sparkasse will double all donations up to 50 euros.
More info: www.goettingen-postkolonial.de/filmprojekt
Share and donate now: https://www.wirwunder.de/projects/110961?wirwunder=54