Leben, das dem Tod widersteht – Kämpfe im Iran
Die Tötung von Jina (Mahsa) Amini nach ihrer Verhaftung durch die „Sittenpolizei“ des Regimes in Teheran am 15. September 2022, weil sie angeblich die strengen iranischen Hijab-Vorschriften nicht eingehalten hatte, löste eine Welle öffentlicher Proteste aus, die sich weiterhin im ganzen Iran ausbreitet.
von Shirin Kamangar; aus spectre journal
Jina wurde zunächst zum „Umerziehungsunterricht“ in das Teheraner Vozara-Haftzentrum gebracht. Innerhalb weniger Stunden wurde sie jedoch ins Krankenhaus verlegt, nachdem sie Symptome einer Gehirnerschütterung gezeigt hatte. Bald darauf fiel sie ins Koma und starb zwei Tage später. Es wird allgemein vermutet, dass ihr Tod durch wiederholte Schläge gegen den Kopf verursacht wurde. Die iranischen Behörden beharren darauf, dass ihr Tod die Folge eines „Herzinfarkts“ war, eine Behauptung, die ihre Familie als absurd zurückweist, da Jina eine 22-jährige gesunde Frau ohne bekannte medizinische Probleme war. Am 17. September wurde ihre Leiche nach Saqqez, ihrem Wohnort in der nordwestiranischen Provinz Kurdistan, überführt, um die Unruhen in Teheran zu beenden. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen des Regimes wurde ihre Beerdigung zum Anlass für einen Massenaufstand, der sich am nächsten Tag schnell auf die Nachbarstädte – unter anderem Sanandaj, Mahabad, Marivan, Divan Dare, Bukan und Paveh – ausbreitete.
Aufstände im ganzen Land
Die Protestbewegung breitete sich schnell über die Provinz Kurdistan hinaus aus und machte deutlich, dass die Menschen im ganzen Iran den Tod von Jina und die repressiven Moralgesetze des Regimes als Sinnbild für die zunehmende Intensität der Unterdrückung, Korruption und Armut durch einen „militarisierten und patriarchalischen kapitalistischen“[1] Staat sehen, der in den letzten fünf Jahren eine Reihe von Protesten ausgelöst hat. In allen Teilen des Irans, darunter Teheran, Rasht, Sari, Ghazvin (im Norden des Irans), Arak und Isfahan (im Zentrum), Mashahd (im Nordosten), Tabriz (im Nordwesten), Khoram Abad (im Westen), Kerman (im Südosten), Shiraz, Bandar Abbas und Kish (im Süden) haben Menschen Proteste gegen die Ermordung von Jina organisiert, und die Zahl der Städte, die sich den Protesten anschließen, steigt täglich.
Zeit und Ort der Proteste wurden in Foren wie Telegram, Instagram und Twitter-Kanälen wie Sarkhat und Sedaye Mahi Siah angekündigt, um die Menschen bei der Organisierung zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Videos und Fotos der jeweiligen Proteste zu veröffentlichen. Studierende an den meisten Universitäten in Teheran, darunter Shahid Beheshti, Allame, San’ati Sharif, Tarbiat Modares, Amirkabir und Al Zahra, sowie an Universitäten in Großstädten wie Yazd, Isfahan, Karaj und Tabriz, haben Campus-Proteste organisiert und durchgeführt. Darüber hinaus haben viele prominente Persönlichkeiten ihre Unzufriedenheit mit der bestehenden Unterdrückung zum Ausdruck gebracht, indem sie auf internationalen Plattformen und in virtuellen Netzwerken unverhüllt auftraten. Lehrpersonen- und ArbeiterInnenräte (shuras) haben in öffentlichen Erklärungen die Unterdrückungsmaßnahmen des Regimes angeprangert. Interessanterweise haben zahlreiche religiöse Familien, verschleierte Frauen und sogar Kleriker die Aufhebung der Gesetze gefordert, die den Hidschab vorschreiben.
Die von den Demonstrierenden geprägten Slogans zeigen ganz klar die Verbindungen zwischen den aktuellen Protesten und der Reihe von Aufständen in den Jahren 2017 und 2019, die durch die Streichung staatlicher Subventionen für Ölprodukte und Grundnahrungsmittel ausgelöst wurden, sowie früheren Protesten gegen die Hidschab-Pflicht, zunächst unmittelbar nach der Revolution von 1979 und später im Jahr 2017 in einer Bewegung, die als „Die Mädchen der Inquilab (Revolution) Street“ bekannt wurde.
Jin Jiyan Azadi
Frauen wehrten und wehren sich gegen die Instrumentalisierung ihrer Körper im Dienste des herrschenden Regimes und zur Förderung seiner Ideologien. In den ersten Jahren der Revolution, als der „Antiimperialismus“ im Mittelpunkt des politischen Diskurses stand, wurden unverschleierte Frauen als Bedrohung der nationalen Einheit und Sicherheit angesehen. Verschiedene oppositionelle Gruppen schlossen sich trotz ihrer Differenzen gegen die imperialistischen Mächte zusammen, die damals die natürlichen Ressourcen des Irans ausbeuteten. In dieser Zeit bedeutete die Beseitigung des Schleiers die Auferlegung westlicher Werte und Kultur, welche viele Menschen ablehnten, als Akt zur Verteidigung der Nation. Aus diesem Grund wurden die Proteste der Frauen gegen den obligatorischen Hidschab unmittelbar nach der Revolution von 1979 oft nicht unterstützt, auch nicht von großen Teilen der Linken.
Die heutigen Proteste richten sich jedoch nicht nur gegen die „Frauenfrage“ oder die „islamische Unterdrückung“, sondern auch gegen eine wachsende sozioökonomische Krise, deren Ursachen sowohl in den Auswirkungen der US-Sanktionen als auch in der zunehmend neoliberalen Ausrichtung der Wirtschaftspolitik liegen, die zu massiver Arbeitslosigkeit geführt und eine systematische Korruption der Regierung ermöglicht hat. Die neoliberale Wende im Iran hat die Menschen ihrer täglichen Existenzgrundlage beraubt und der Minderheit der „Regimeklasse“ unermesslichen Reichtum beschert. Diese Faktoren haben in Verbindung mit der massiven Unterdrückung der Rede- und Gedankenfreiheit und einem tyrannischen Regime, das den Islam auf die Frage des obligatorischen Hidschabs und der regionalen Einmischung reduziert hat, zu einem weit verbreiteten Gefühl der Empörung geführt.
Diese Empörung kommt in den Sprechchören und Slogans der aktuellen Protestbewegung zum Ausdruck. „Frau, Leben, Freiheit“ (زن، زندگی، آزادی), ein Slogan, der zuerst in Rojava, der kurdischen autonomen Region im Nordosten Syriens, entstand, mittlerweile ist ژن، ژیان،ئازادی zum Hauptslogan der Bewegung geworden, der heute von den meisten Demonstrierenden in allen Städten des Iran skandiert wird. Im Iran wächst heute die Einsicht, dass die Frauen gegen einen „patriarchalischen Kapitalismus“ kämpfen, der die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt durch strenge Regeln und Vorschriften ausschließt, sie aus dem öffentlichen Leben ausschließt und sie zu Mutterschaft und Hausarbeit zwingt.
Studierende skandieren auch „Armut, Korruption, Ungerechtigkeit / Schande über all diese Tyrannei“ (فقر و فساد و بیداد/ مرگ بر این استبداد); „Befreiung ist unser Recht, unsere Macht ist unsere gemeinsame Aktion“ (رهایی حق ماست، قدرت ما جمع ماست) und „Ausbeutung, Arbeitslosigkeit, erzwungener Hijab für Frauen“ (بیگاری، بیکاری، پوشش زن اجباری).
Andere Slogans auf den Straßen Irans, wie „Nieder mit dem Diktator“ (مرگ بر دیکتاتور) und „Nieder mit dem Tyrannen, sei es der Schah oder der Oberste Führer“ (مرگ بر ستمگر، چه شاه باشه چه رهبر), „Khamenei ist ein Mörder, seine Herrschaft ist illegitim, “ (خامنهای قاتله، ولایتش باطله) und „Nieder mit Khamenei“ (مرگ بر خامنهای), zeigen die Wut der Bevölkerung auf das derzeitige despotische Regime und die Ablehnung eines monarchischen Regimes, dessen Nachkommen stets nach Möglichkeiten suchen, die sozialen Bewegungen zu nutzen, um wieder an die Macht zu kommen.
Gegen Unterdrückung, gegen Neoliberalismus, gegen Islamismus
Der Sturz der Pahlavi-Dynastie im Jahr 1979 hinderte die Familie nicht daran, mit dem enormen Reichtum, welcher der iranischen Bevölkerung gestohlen wurde, wie Könige zu leben. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die Pahlavi-Dynastie, die den Iran von 1925 bis 1977 regierte, ein „säkulares Regime“ und eng mit dem Westen verbunden war. Die hohen Öleinnahmen ermöglichten es dem Regime, den Iran zu „modernisieren“ und gegenüber den westlichen Mächten eine „fortschrittliche“ Haltung einzunehmen. Diese rasche „Modernisierung“ und „Verwestlichung“ geschah auf Kosten der Bevölkerung, deren „rückständiges“ Erscheinungsbild „normalisiert“ werden musste. Reza Schah startete eine „Entschleierungskampagne“, in der die traditionelle Männertracht zugunsten westlicher Kleidung verboten wurde – eine Kampagne, die so zwingend war, dass sie zu blutigen Zusammenstößen in Mashhad, der zweitgrößten Stadt des Irans, führte. Die Entschleierung wurde 1936 durch Maßnahmen erweitert, die Lehrerinnen und Ehefrauen von Ministern, hochrangigen Militärs und Regierungsbeamten vorschrieben, in europäischer Kleidung und mit Hut zu erscheinen, anstatt den traditionellen Tschador zu tragen. Diese „Emanzipation“ war für die europäische Wirtschaft vorteilhafter als für die iranische Bevölkerung, da die europäische Mode mit Gewalt durchgesetzt und ein großer Absatzmarkt zum Nutzen deutscher und französischer Herstellerinnen geöffnet wurde, während die einheimischen Produzentinnen darunter litten.
Gleichzeitig führte die erzwungene Modernisierung und Verwestlichung zur Entlassung von Regierungsangestellten, deren Ehefrauen verschleiert waren. Außerdem wurden verschleierte Frauen aus bestimmten öffentlichen Einrichtungen und Unterhaltungsstätten wie Kinos und öffentlichen Bädern verbannt. Kopftücher wurden von der Polizei abgerissen und zerrissen; „Beamte brachen manchmal in Privathäuser ein oder suchten von Tür zu Tür und verhafteten Frauen, die einen Tschador trugen, in der Privatsphäre ihrer Häuser“.[2] Verschleierten Frauen wurde auch eine Reihe von Bildungschancen verwehrt.
Wie unter dem Regime von Reza Schah bestraft auch das heutige Regime Verstöße gegen die Bekleidungsvorschriften mit Haftstrafen und körperlicher Züchtigung. Dies verdeutlicht die Tatsache, dass die Kontrolle des weiblichen Körpers ein integraler Bestandteil aller politischen Ordnungen ist, ob sie nun säkular oder islamisch sind, unabhängig davon, ob Frauen sich entblößen oder verhüllen müssen. Deshalb wird in Kurdistan der Slogan „Es lebe der Sozialismus und es lebe der Kommunismus“ (زنده باد سوسیالیسم، زنده باد کمونیسم) skandiert, um sowohl das gegenwärtige als auch das vorangegangene despotische Regime abzulehnen.
Es werden auch Slogans gegen die Basij-Truppen skandiert, eine paramilitärische Organisation, die seit den Anfängen der Revolution von 1979 als wichtigster repressiver Arm des Regimes fungiert. Die Basij unterdrücken die Studierenden, indem sie sie angreifen oder Slogans zur Unterstützung des Regimes skandieren. Sie sind auch auf den Straßen unterwegs und verprügeln die Demonstrierende mit Schlagstöcken oder Elektroschocks. Die Demonstrierenden antworten mit Sprechchören: „Unehrenhafte Bajis, ihr seid unsere ISIS“ (بسیجی بیغیرت، داعش ما شمایی). Auch der Teil des Klerus, der nach der Revolution von 1979 unter dem Banner des Islam um die Macht kämpfte, wird öffentlich angeprangert: „Klerus, verpiss dich“ (آخوند برو گمشو).
Die Demonstrierenden haben die euphemistischen Namen repressiver staatlicher Institutionen kreativ abgewandelt, um die Gewalt und Unterdrückung zu offenbaren, die sich hinter diesen Namen verbergen. So wurde beispielsweise die „Guidance Patrol“, die auch als „Sittenpolizei“ bekannt ist, 2005 unter dem offiziellen Namen „Programm zur Erhöhung der sozialen Sicherheit“ gegründet. Jetzt wird sie in Slogans wie „Nieder mit der Schlächter-Patrouille“ (مرگ بر ماشین گشت کشتار) oder „Ermordung nach Ermordung, verdammt sei die Schlächter-Patrouille“ (کشتار پشت کشتار، لعنت به گشت ارشاد). In verschiedenen Städten haben Demonstranten eine Reihe von Polizei- und Patrouillenfahrzeugen in Brand gesetzt.
Es ist offensichtlich, dass durch die Anhäufung von Beschwerden auf verschiedenen soziopolitischen Ebenen und an unterschiedlichen geografischen und sozialen Standorten den Tod von Jina zu einem Anlass für kollektiven Widerstand wurde. Der auf Jinas Grab geschriebene Satz „Liebe Jina, du wirst nicht vergehen, dein Name wird zum Symbol“ hat sich im virtuellen Raum und durch die nun im ganzen Land sichtbaren Graffiti weit verbreitet und zeigt, dass ihr Tod zu einem Kampf um das Leben geworden ist, wie ihr kurdischer Name andeutet – Jina bedeutet Leben. Ihr Tod erinnert uns an die politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Bedrohungen, die unser Leben bedrohen – einige unmittelbar, andere allmählich, sowohl durch die Repression unter dem Banner des Islam als auch durch die Umsetzung neoliberaler Wirtschaftsprogramme, die ein Jahrzehnt nach der Revolution von 1979 begannen. Sie erinnert uns auch daran, dass der Lebenswille der Menschen sie dazu bringen wird, sich jeder noch so grausamen Unterdrückung zu widersetzen.
In den ersten Jahren der Revolution wurden die meisten großen Unternehmen verstaatlicht, die Marktpreise kontrolliert und die Preise für die meisten Grundgüter und Kraftstoffe durch staatliche Subventionen niedrig gehalten. Nach dem Tod von Ayatollah Khomeini im Juni 1989 wurden die kapitalistischen Produktionsverhältnisse durch das – mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank entwickelte – Programm zur „wirtschaftlichen Umstrukturierung“ wiederbelebt. Als Folge der Liberalisierung der Wirtschaft wurden Preiskontrollen abgeschafft, staatliche Subventionen abgebaut und verstaatlichte Unternehmen privatisiert. Durch den Abbau staatlicher Subventionen verteuerten sich die von der Regierung angebotenen Waren und Dienstleistungen, und der Wert der Landeswährung sank drastisch. Bis 1996 waren die Verbrauchspreise im Vergleich zu 1990 offiziell um 359 Prozent gestiegen. Die wirtschaftliche Liberalisierung in der Islamischen Republik Iran folgte einer „Zickzack-Strategie“: Sie zog sich zurück, wenn die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu Aufständen führte, und beschleunigte sich, wenn die Proteste abflauten.
Für ein Leben ohne Unterdrückung – überall
Dieses aktuelle tragische Ereignis wird in den internationalen Medien häufig als Folge des „Hidschab-Zwangs“ dargestellt, der in einem „Islamischen Staat“ eingeführt wurde. Das Problem ist nicht, was solche Aussagen aufzeigen, sondern was sie zu verbergen versuchen. Dieser vorherrschende Diskurs verdeckt die Tatsache, dass die Unterordnung von Frauen auf unterschiedliche Weise erfolgt und weder auf „muslimische Gesellschaften“ noch auf den „erzwungenen Hidschab“ beschränkt ist. Tatsächlich geht es nicht nur um die Verpflichtung, den Körper der Frauen zu „bedecken“, sondern vielmehr um eine Beherrschung oder Kontrolle über den Körper der Frauen, die sehr unterschiedliche Formen annehmen kann, von der erzwungenen Verhüllung bis zur erzwungenen Entblößung sowie der erzwungenen Schwangerschaft und der erzwungenen Geburt. Die Mainstream-Narrative sind aktiv damit beschäftigt, orientalistische Binaritäten zwischen dem „Westen“ und dem „Osten“ zu beleben, als ob der barbarische Akt, Frauen zum Tragen des Hijab zu zwingen, den zivilisierten Charakter des Westens beweist, oder als ob der säkulare Westen automatisch unschuldig an der unbarmherzigen Unterdrückung von Frauen ist, die angeblich typisch für die «muslimische Welt» sei. Wenn wir die verschiedenen Formen der Unterdrückung von Frauen anerkennen, können wir nicht nur die Formen der Unterdrückung von Frauen in säkularen Staaten erkennen, sondern auch, dass die islamische Lehre allein die Unterdrückung von Frauen nicht erklären kann. Wir müssen den oft wiederholten Mythos von der kulturellen und politischen Überlegenheit des Westens gegenüber einer unterdrückten und unterdrückenden sogenannten „muslimischen Welt“ zurückweisen.
Für die internationale Linke ist es heute von entscheidender Bedeutung, ihre Solidarität mit den Demonstrierenden im Iran zum Ausdruck zu bringen, die gegen alle Mechanismen der Unterdrückung und Ausbeutung, ob unter theokratischen oder säkularen Regimen, für ihr Recht auf Weiterleben kämpfen. Der anhaltende Kampf des Volkes erfordert keine ausländische Intervention, sondern eine internationale Bewegung gegen Unterdrückung in all ihren Formen. Ob der obligatorische Hidschab im Iran oder das Verbot des Hidschabs und anderer mit muslimischen Frauen assoziierter Kleidungsstücke – Versuche, den Körper von Frauen zu kontrollieren, dürfen nicht toleriert werden. Es liegt auf der Hand, dass die Probleme, mit denen die Menschen im Iran zu kämpfen haben, weder auf den Islam noch auf die Frauen beschränkt sind. Die ganze Welt ist mit einer neoliberalen Ordnung konfrontiert, die durch eine zunehmend autoritäre Politik, Rassismus und Frauenfeindlichkeit gekennzeichnet ist und der Menschen nichts als Elend und Not bringt.
[1] Unter dem Banner der Islamischen Republik verbirgt sich ein „Regime des Privateigentums“, da alle großen Unternehmen, die zur Zeit der Revolution verstaatlicht wurden, an den privaten Sektor verkauft wurden, der aus den von der Revolutionsgarde verwalteten Institutionen besteht. Der Iran ist eher als „militarisierter kapitalistischer Staat“ denn als „islamischer Staat“ zu verstehen.
[2] Sedghi, Hamideh. Women and Politics in Iran Veiling, Unveiling, and Reveiling, Cambridge University Press, 2007.
Übersetzung durch die Redaktion.
Iran: Life That Resists Death
Wednesday 12 October 2022, by Shirin Kamangar
https://internationalviewpoint.org/spip.php?article7846
The killing of Jina (Mahsa) Amini, following her arrest by the regime’s “morality police” in Tehran on September 15, 2022 for allegedly failing to observe Iran’s strict hijab codes, sparked a wave of public protest which continues to spread across Iran.
Jina was initially taken to Tehran’s Vozara detention center for “re-education classes.” Within a few hours, however, she was transferred to the hospital after exhibiting symptoms of a concussion. She soon went into a coma and died two days later. It is widely suspected that her death was caused by repeated blows to the head. Iranian authorities insist that her death was the result of a “heart attack,” a claim that her family rejects as absurd, given that Jina was a 22-year-old healthy woman with no known medical conditions. On September 17, her body was transferred to Saqqez, her place of residence in northwestern Iran’s Kurdistan province, as a means of quelling popular unrest in Tehran. Despite all the security measures taken by the regime, her funeral became the occasion of a mass uprising that quickly spread to neighboring cities—Sanandaj, Mahabad, Marivan, Divan Dare, Bukan, and Paveh among others—the following day.
The protest movement quickly spread beyond Kurdistan province, making it clear that people throughout Iran see Jina’s death and the regime’s oppressive morality laws as emblematic of the increasing intensity of the oppression, corruption and poverty imposed by a “militarized and patriarchal capitalist”1 state that has triggered a series of protests over the last five years. People in every part of Iran, including Tehran, Rasht, Sari, Ghazvin (in the north of Iran), Arak and Isfahan (central), Mashahd (northeast), Tabriz (northwest), Khoram Abad (west), Kerman (southeast), Shiraz, Bandar Abbas, and Kish (south) have all organized protests against Jina’s killing, and the number of cities joining the protests is increasing daily.
Announcements of the time and place of the protests have been posted on forums including Leftist Telegram, Instagram, and Twitter channels like Sarkhat2 and Sedaye Mahi Siah,3 to help people organize and allow them to post videos and photos from the day’s protests. Students at most of the universities in Tehran, including Shahid Beheshti, Allame, San’ati Sharif, Tarbiat Modares, Amirkabir and Al Zahra, as well as universities in such major cities as Yazd, Isfahan, Karaj and Tabriz, have organized and maintained campus protests. In addition, many celebrities have expressed their discontent with the existing repression by appearing unveiled on international platforms and virtual networks. Teachers’ and workers’ shuras (councils) have denounced the regime’s oppressive measures through public declarations. Interestingly, a significant number of religious families, veiled women and even clerics have demanded the revocation of the laws mandating the compulsory hijab.
The slogans coined by the protesters show quite clearly the connections between current protests and the series of uprisings in 2017 and 2019, which were sparked by the removal of state subsidies on oil products and staple foods, as well as earlier protests against the compulsory hijab, first, immediately following the 1979 revolution, and later in 2017 in a movement known as the “The Girls of Inquilab (Revolution) Street.”
Women are resisting the instrumentalization of their bodies in the service of the dominant regime and for the promotion of its ideologies. In the early years of the revolution, unveiled women were seen as a threat to national unity and security at a moment when “anti-imperialism” was the central focus of political discourse. Various oppositional groups, despite their differences, joined forces against the imperialist powers then exploiting Iran’s natural resources. In that period, removing the veil signified the imposition of western values and culture which many people felt had to be openly rejected in defense of the nation. It was for this reason that women’s protests against the compulsory hijab immediately after the 1979 revolution were often not supported, even by much of the Left.
However, the protests today are not solely focused on the “women’s question” or on “Islamic repression;” they are also responding to a growing socio-economic crisis whose origins lie both in the effects of US sanctions and in the increasingly neoliberal direction of economic policy that has created massive unemployment and allowed systematic government corruption. Iran’s neoliberal turn has deprived people of their daily subsistence and granted immeasurable wealth to the minority “regime class.” These factors, combined with massive repression of freedom of speech and thought, and a tyrannical regime which has reduced Islam to the question of the compulsory hijab and regional intervention, have led to a widespread sense of indignation.
This indignation is captured in the chants and slogans of the current protest movement. “Woman, Life, freedom” (زن، زندگی، آزادی), a slogan first born in Rojava, the Kurdish autonomous region in northeastern Syria, as (ژن، ژیان،ئازادی) has become the main slogan of the movement, chanted today by most of the demonstrators in all of the cities of Iran. There is a growing understanding in Iran today that women are up against a “patriarchal capitalism” which marginalizes women’s participation in the labor market by enforcing strict rules and regulations that exclude them from the public sphere and segregate them by coercing them into motherhood and domesticity.
University students also chant, “poverty, corruption, injustice / shame on all this tyranny” (فقر و فساد و بیداد/ مرگ بر این استبداد); “Liberation is our right, our power is our collective action,” (رهایی حق ماست، قدرت ما جمع ماست), and “exploitation, unemployment, forced hijab for women” (بیگاری، بیکاری، پوشش زن اجباری).
Other slogans in the streets of Iran, like “Down with the dictator” (مرگ بر دیکتاتور) and “Down with the tyrant, be it the Shah or the Supreme Leader” (مرگ بر ستمگر، چه شاه باشه چه رهبر), “Khamenei is a murderer, his sovereignty is illegitimate,” (خامنهای قاتله، ولایتش باطله) and “Down with Khamenei” (مرگ بر خامنهای), reveal the people’s anger with the current despotic regime and their rejection of a monarchical regime whose descendants are always looking for opportunities to use the people’s movements to regain power.
The overthrow of the Pahlavi dynasty in 1979 did not prevent the family from living like royalty with the enormous wealth stolen from the Iranian people. It is important to recall that the Pahlavi dynasty, which ruled Iran from 1925 to 1977, was a “secular regime” closely aligned with the West. High oil revenues allowed the regime to “modernize” Iran and present a “progressive” posture to Western powers. This rapid “modernization” and “Westernization” was realized at the cost of the people, whose “backward” appearance had to be “normalized.” Reza Shah launched an “unveiling campaign—outlawing men’s traditional garb in favor of Western clothing—so coercive that it sparked bloody clashes in Mashhad, Iran’s second largest city. The unveiling was extended in 1936 by measures requiring women teachers and wives of ministers, high-ranking military officers, and government officials to appear in European clothes and hats, rather than the traditional chador.”4 This “emancipation” was more beneficial to Europe’s economy than to the Iranian people, as European fashion was imposed by force, and a large market was opened to the benefit of German and French manufacturers, all while local producers suffered.
Meanwhile, the forced modernization and Westernization campaign led to the dismissal of government employees whose wives accompanied them veiled. Further, veiled women were banned from certain public services and entertainment venues, such as cinemas and public baths. Headscarves were pulled off and torn to shreds by the police; “officials would sometimes break into private homes or search door-to-door and arrest women wearing chadors in the privacy of their homes.” Veiled women were also denied a number of educational opportunities.5Sedghi, Hamideh. Women and Politics in Iran Veiling, Unveiling, and Reveiling, Cambridge University Press, 2007.
Just as under Reza Shah’s regime, the existing regime punishes the violation of dress codes with imprisonment and corporal punishment. This illuminates the fact that whether women have been required to expose or conceal themselves, the control of women’s bodies remains an integral part of all political orders, whether secular or Islamic. That’s why the slogan “Long live socialism and long live communism” (زنده باد سوسیالیسم، زنده باد کمونیسم) is chanted in Kurdistan in rejection of both the current and the preceding despotic regimes.
There are also slogans chanted against the Basij force, a paramilitary organization which has acted as the primary repressive arm of the regime from the early days of the 1979 revolution. The Basijis repress the university students by attacking them or chanting slogans in support of the regime. They are also in the streets beating the protestors with batons or electric shocks. The protestors chant in response: “Dishonorable Bajis, you’re our ISIS” (بسیجی بیغیرت، داعش ما شمایی). The sector of the clergy that struggled to monopolize power after the 1979 revolution under the banner of Islam are also publicly denounced: “Clergy, Fuck off” (آخوند برو گمشو).
The protestors have creatively modified the euphemistic names of repressive state institutions to reveal the violence and repression these names serve to conceal. For example, the “Guidance Patrol,” also known as the “morality police,” was established in 2005 under the official name of “the program for increasing social security.” It is now referred to as the “Slaughter Patrol” in such slogans as “Down with the Slaughter Patrol” (مرگ بر ماشین گشت کشتار) or “Killing after killing, damn the Guidance Patrol” (کشتار پشت کشتار، لعنت به گشت ارشاد). Protestors in different cities have set fire to a number of police and Patrol cars.
As is evident, the accumulation of grievances from a diversity of socio-political levels and different geographical and social locations has turned Jina’s death into an occasion for collective resistance. The sentence written on Jina’s grave, “Dear Jina, you won’t pass away, your name will become a symbol,” has spread widely through virtual space and through the graffiti now visible throughout the country, showing that her death has turned into a struggle for life, as her Kurdish name indicates–Jina means life. Her death reminds us of the political, economic and ideological threats to our lives—some immediate and others emerging gradually, posed both by repression undertaken under the banner of Islam and by the implementation of neoliberal economic programs starting a decade after the 1979 revolution. It also reminds us that the people’s desire to live will lead them to resist repression, no matter how ferocious.
In the early years of the revolution, most of the big enterprises were nationalized, market prices were controlled, and most basic goods and fuel prices were kept low by government subsidies. After the death of Ayatollah Khomeini in June 1989, capitalist relations of production were reinvigorated through the “economic restructuring” program developed with the assistance of the International Monetary Fund and the World Bank. As a consequence of the liberalization of the economy, price controls were removed, state subsidies reduced and nationalized enterprises privatized. The reduction in state subsidies increased the price of goods and services provided by the government and the value of national currency dropped dramatically. By 1996, consumer prices had increased, officially, by 359 percent in comparison with 1990.6 Economic liberalization in the Islamic Republic of Iran has pursued a “zigzag strategy,” retreating when popular discontent sparks public uprisings and accelerating when the protests subside.
This tragic event is widely represented in the international media as a consequence of “the forced hijab” implemented in an “Islamic State.” The problem is not what such statements say, but what they serve to conceal. This dominant discourse obscures the fact that women’s subordination is achieved in different ways and that it is neither restricted to “Muslim societies” nor to the “forced hijab.” In fact, the issue is not merely the obligation to “cover” women’s bodies, but rather a “domination or control over women’s bodies” which can take very different forms, from forced concealment to forced exposure, as well as forced pregnancy and forced birth. The mainstream narratives are actively engaged in invigorating orientalist binaries between the “West” and the “East,” as if the barbarous act of forcing women to wear the hijab proves the civilized character of the West, or as if the secular West is automatically innocent of the relentless oppression of women supposedly typical of the Muslim world. In fact, once we acknowledge the diverse forms of women’s subordination, we can see not only the forms of women’s oppression proper to secular states, but that Islamic doctrine alone does not explain women’s oppression. We must reject the often repeated myth of the cultural and political superiority of the West to an oppressed and oppressive so-called “Muslim world.”
To take one recent example: France, one of the most “enlightened” European countries, passed an “anti-separatism” bill on March 30, 2020 that bans girls under 18 from wearing the hijab in public, prohibits parents who wear hijab from accompanying their children to school activities or trips and prohibits the wearing of the “burkini,” a full-body swimsuit, thereby forcing women to expose their bodies at the beach or at public swimming pools.7
Just as the Shah’s regime struggled to portray a “civilized” and “secular” image of the country through the policing of women’s bodies, France also mistakes “equality” with “absolute identity” which can be realized by negating any single difference to produce a harmonious and unified whole. This repressive prohibition, though not explicitly stated in the bill, is directed toward the Muslim women in France.
The insecurity and alienation imposed on women by “forced unveiling” equals that of “forced veiling.” The latter, however, always serves to render the former invisible, an emphasis that reduces the “policing of the bodies” to their forced concealment, as if forced exposure does not serve political ends by creating a hierarchy between “enlightened” and “unenlightened” women.
It is crucial today for the international left to express solidarity with the protestors in Iran who are fighting for the right to go on living against all the mechanisms of oppression and exploitation, whether under theocratic or secular regimes. The people’s ongoing struggle demands not foreign intervention but an international movement against oppression in all its forms. Whether the compulsory hijab in Iran or the prohibition of the hijab and other forms of dress associated with Muslim women, attempts to control women’s bodies must not be tolerated. As is evident, the problems the people of Iran are grappling with are neither restricted to Islam nor to women. The entire world is faced with a neoliberal order characterized by increasingly authoritarian politics, racism and misogyny that offers nothing but misery and destitution to the peoples of the world.
1 October 2022
Source: Spectre.
P.S.
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