Flüchtlingslager auf Samos

Moria ist kein Einzelfall: Auch auf Samos hat es gebrannt, nachdem ein Flüchtlingslager in den Corona-Lockdown geschickt wurde.

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Nicht nur in Moria auf Lesbos hat es gebrannt sondern auch im Flüchtlingslager Vathy auf Samos. Hier wie dort gibt es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den Bränden und den verhängten Ausgangssperren als Reaktion auf die Ausbreitung des Corona-Virus unter den Geflüchteten. Für das Lager Vathy gilt seit dem Vormittag des 15. September ein Lockdown. Zuvor waren drei Flüchtlinge positiv auf Covid-19 getestet worden.

Am Abend desselben Tages brach im Lager ein Feuer aus, das aber schnell gelöscht wurde. Die Zelte wurden nicht beschädigt, und es kam niemand zu Schaden. Der Wind blies das Feuer vom Lager weg. Bei einem erneuten Brand am 20. September wurden drei Wohncontainer von Minderjährigen zerstört, wobei sich zwei Jugendliche Verbrennungen zuzogen. Zum Ursprung der Brände gibt es bislang keine offiziellen Angaben.

Inzwischen sind über 50 Fälle von COVID-19-Erkrankten in Vathy bekannt und die Ausgangssperre wurde bis 12. Oktober verlängert. Für die Menschen in dem völlig überfüllten und verdreckten Lager bedeutet die Ausgangssperre eine starke Einschränkung. Sie können nun nicht mehr wie bisher in die Klinik der medico-Partnerorganisation Med’Equali-Team außerhalb des Lagers kommen. Das Med’Equali-Team hat deshalb vorübergehend eine Klinik im Inneren des Lagers eingerichtet.

Was den Umgang mit COVID-19 anbelangt, hat Med‘Equali während der gesamten Pandemie die meisten Konsultationen außerhalb der Klinik durchgeführt, um das Risiko für Personal und Patientinnen zu verringern. Wer in der Klinik behandelt wurde, trug Gesichtsmaske. Außerdem führte Med‘Equali eine Risikobeurteilung durch und identifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit COVID-19-Patientinnen in Kontakt waren oder ein hohes Risiko einer COVID-19-Exposition hatten. Sie wurden getestet und mussten daraufhin erstmal in Quarantäne. Durch solche Vorkehrungen sind die Handlungsmöglichkeiten von Med’Equali eingeschränkt, doch sie versuchen, die medizinische Versorgung auch unter diesen schwierigen Umständen aufrecht zu erhalten.

Neben der Eröffnung der provisorischen Klinik im Lager, versucht Med’Equali mit einem Outreach-Programm sowohl Notfälle als auch Verdachtsfälle von COVID-19 zu identifizieren. Freiwillige Helferinnen und Helfer, die im Lager leben, wurden darin geschult, Risikopatientinnen zu identifizieren und medizinische Notfälle an Outreach-Ärztinnen zu verweisen, die sich per Telefonanruf um den Fall kümmern. Patient*innen mit COVID-19-Symptomen werden an den von der griechischen Regierung angestellten Lagerarzt weitergeleitet, der für alle COVID-19-Tests und die Betreuung des Lagers zuständig ist. Wer positiv getestet wurde, wird isoliert, doch die Isolationseinrichtung hat nur eine geringe Kapazität. Außerdem haben viele Menschen Angst, ihre Familie während der Isolation allein im Lager lassen zu müssen und lassen sich daher lieber nicht testen. Die Lage ist nach wie vor angespannt.