Die Linke brach durch Corona zusammen von Nasser Barin
Macht ist nicht schlicht eine Entität wie irgendeine andere. Sie manifestiert ein gesellschaftliches Verhältnis. Deshalb ist es nicht so signifikant, ob diese Macht uns von oben institutionell oder informell beherrscht, ob sie gewaltig oder arrogant ist.Es genügt nur zu wissen, dass diese Macht von uns abhängig ist und sich aus unseren Ängsten formiert. Ihre Rettung verdankt sich allein unserer Disposition und unserer Mitgestaltung des Bestehenden. Der freie Mensch reflektiert über das Leben, nicht so sehr über den Tod.Es ist hervorzuheben, dass die Linken nicht fähig waren und sind, sich in der von struktureller Ausbeutung bestimmten und durch Corona heimgesuchten Situation, neu zu definieren. Siewaren und sind auch nicht versiert genug, die Möglichkeit einer praktisch-revolutionären Kraft aus dem dialektischen Widerspruch gesellschaftlicher Verhältnisse zu entwickeln. Der Kapitalismus ist wieder der Sieger dieses Verhältnisses. Es ist ihm gelungen –mittels Verbreitung von Angst, durch die Verhinderung der möglichen Widerstände und schließlich durch das Produzieren von Krisen.Es wird uns permanent zu verstehen gegeben, dass wir in dieser Welt nichts und gar nichts sind. Mitten dieser verrückten und verkehrten Situation wurde die Arbeitskraft entschleunigt. Durch die Intervention des den neoliberalen Interessen verpflichteten Staates ist die Arbeitslosigkeit nochhöher als in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gestiegen.Kritik und Analyse der gegenwärtigen Situation durch die sozialistischen Linken gehen nicht über die der extremen Form des Konsumismus hinaus. In der Anlehnung an Marx –wohlgemerkt an einen falsch verstandenen Marx –schreiben sie: Die „Überkonsumtion und die Konsumwut führen zu einem unglaublichen und ungeheuren Sturz des gesamten Systems und zur Umweltzerstörung“ (David Harvey).Žižekplädiert für die Produktion von Medikamenten, die den Tod von Corona schwerkranken Menschen ohne Schmerzen ermöglicht. Er ruft die Staatsfunktionäre auf, sie sollten die gehorteten Atemschutzmasken konfiszieren. Habermas sagt in einem Interview mit Le Monde, dass „der einzige logische Weg für Europa nur die Betonung der europäischen Einheit ist“.Nichts kann haltloser sein, als dass die „sozialistische Linken“ die Arbeiterklasse zum Stillhalten einladen, zum Nichts-Tun. „Nur wenn wir“, so ihre Weltuntergangsparole, „zusammenhalten bzw. Solidarität untereinander ausüben, können wir sicher leben“. Diese Linken sprechen wie immer nur
von der Störung im Kapitalsystem. Sie haben längst den Rechten den Protest gegen die bestehende Ungleichheit überlassen. Die besagten Linken bevorzugen ihre bloße Existenz bzw. ihr nur einfach Dasein. Sie haben schon lange den Kampf aufgegeben. Das Kapital als Sieger dieser coronaisierten Situation denkt ohne Hemmung an die Reorganisation und Regenerierung des Profitsystems. Keine Gegenstimme, keine Proteste lassen sich hier registrieren. Denn die sozialistischen Linken sind gegenwärtig mit der Desinfektion ihrer Hände beschäftigt.Wir müssen für unsere Existenz, für unser Leben kämpfen. Die Welt kämpft gegen die vom Kapital verursachte Krise. Wir können Sicherheit und Schutz nur durch unseren gemeinsamen Kampf für die Freiheit erreichen.Die Pandemie macht eine Bewegung für internationale Solidarität notwendig.Die Selbstemanzipation bedarf der Selbstorganisation. N.Barin10 Mai 2020 Nasser_barin@hotmail.com